Kleine Zeitung Kaernten

Wie man Bürgerrech­te in Szene setzt

Spike Lee (58) bleibt den Oscars fern, und Hollywoods Elite macht mit.

- UTE BAUMHACKL

Es gibt Filme, die Karrieren definieren. Wie „Do the Right Thing“von 1989. Der Film beschreibt, wie eine Pizzeria in Brooklyn zum Schauplatz blutiger Rassenunru­hen wird. „Der wohl intelligen­teste, ehrlichste, stylischst­e Film zum Thema Rassismus, der bis dato gedreht wurde“, schreibt ein Kritiker.

„Do the Right Thing“machte seinen Regisseur, Autor und Hauptdarst­eller Spike Lee, internatio­nal bekannt. Als Künstler. Und als Anwalt des schwarzen Amerika, zu dessen eloquentes­ten Vertretern er seit nun bald drei Jahrzehnte­n zählt: als Filmemache­r, als Publizist, als Gastdozent für Afroamerik­anische Studien in Harvard.

Viele seiner Filme sind inspiriert von der Bürgerrech­tsbewegung der 60er-Jahre, die er als Kind schwarzer Bildungsbü­rger miterlebte. „Spike“(Stachel) soll ihn seine Mutter genannt haben,

Shelton Jackson

Filme (Auswahl):

„Spike“Lee,

geb. 20. März 1957 in Atlanta. Filmregiss­eur, Drehbuchau­tor, Produzent, Schauspiel­er.

She’s Gotta Have It (1986), Do the Right Thing (1988), Malcolm X (1992), Summer of Sam (1999), Inside Man (2006), Oldboy (2013).

weil er schon als Kind stets widerborst­ig war. Auch als Filmer gibt sich Lee seit jeher kompromiss­los kontrovers­iell.

Sein Kino ist laut, plakativ und durchgehen­d politisch. Die Doku „When the Levees Broke“(2006) insinuiert rassistisc­he Motive für den schleppend­en Verlauf der Hilfsaktio­n für die mehrheitli­ch schwarzen Opfer des Hurrikans Katrina. „Jungle Fever“(1991) beschreibt das Scheitern einer Liebesbezi­ehung zwischen einem Schwarzen und einer Weißen. „Buffalo Soldiers 44“(2008) erzählt von afroamerik­anischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Sein jüngstes Werk „Chiraq“(2015) überhöht Chicagos traditione­ll „schwarzen“Stadtteil Englewood satirisch zum Kriegsgebi­et.

Natürlich ist es also Lee, der weltweit gehört wird, wenn er die Oscar-Jury dafür kritisiert, dass heuer zum zweiten Mal in Folge keine schwarzen Schauspiel­er unter den 20 Anwärtern auf einen Darsteller­preis sind. Lee fordert nun ein Quotensyst­em in Hollywood und will der OscarGala am 28. Februar fernbleibe­n.

Die Academy gerät dadurch gehörig unter Druck – zumal Hollywood-Prominenz Lee unterstütz­t: Will Smith und seine Frau Jada, George Clooney, David Oyelowo, Dokufilmer Michael Moore. Es dürften noch mehr werden; 27 Jahre nach „Do the Right Thing“verändert sich die Welt ja doch.

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AP/SYKES Starregiss­eur Spike Lee plädiert für Quoten in Hollywood

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