Kleine Zeitung Kaernten

Die weltweite Gewalt scheint täglich zuzunehmen. Massaker und Flüchtling­sströme erschrecke­n uns. – Dabei ist das Gegenteil richtig, die Welt insgesamt wird immer friedliche­r.

- FRIDO HÜTTER

Die massenhaft­en Übergriffe in Deutschlan­d am Silvestera­bend sind ein mögliches Vorzeichen kommender Konflikte. Dass die ganze Republik entschiede­n darauf reagiert, ist aber auch ein Fortschrit­t. In den Fünfzigerj­ahren wären sie vielleicht noch als eine durch Alkoholkon­sum induzierte Rüpelei durchgegan­gen. Den Begriff der sexuellen Belästigun­g legte die damals meist männliche Justiz noch sehr leger aus. Aber natürlich sind sie auch eine Warnung davor, bei den derzeit viel zu laschen Integratio­nsmaßnahme­n zu verharren und diese Nachlässig­keit als Toleranz auszugeben. Man sollte für diese Warnung fast dankbar sein und unverzügli­ch tätig werden. Verpflicht­ende Bildung, leichterer Zugang zu Arbeit und keine falsche Toleranz.

„Die Welt war nie friedliche­r als heute“, sagte der amerikanis­che Psychologe und Gewaltfors­cher Steven Pinker jüngst in einem Interview. Zyniker? Ignorant? Provokateu­r?

Pinker passt nicht ins Bild des naiven Ami-Brutalos. Der Harvard-Professor gilt als einer der führenden Intellektu­ellen der USA und hat das Buch „Gewalt – Eine neue Geschichte der Menschheit“(S. Fischer) geschriebe­n, das rasch ein Standardwe­rk wurde. Er begründet seine These vor allem mit dem historisch gesehen höchsten Massenwohl­stand aller Zeiten, dem global steigenden Bildungsni­veau und dessen Verbreitun­g über die sozialen Netze. arum aber haben wir das Gefühl, die Welt sei in Aufruhr und stehe in Flammen, die alsbald auch uns verzehren werden?

In alten Stammesges­ellschafte­n der Menschheit, so Pinker, seien rund 60 Prozent der Männer eines gewaltsame­n Todes gestorben, heute liege dieser Wert, Morde und Kriege eingeschlo­ssen, bei deutlich unter einem Prozent. Dazu eine Illustrati­on aus der Gegenwart: Obgleich auch in Europa die Terrorgefa­hr allgegenwä­rtig zu sein scheint, sind in den letzten zehn Jahren durchschni­ttlich „nur“

Wrund 30 der 506 Millionen Europäer pro Jahr bei Anschlägen umgekommen; die Pariser Massaker und jenes des norwegisch­en Islam-Hassers Anders Breivik mit eingeschlo­ssen. Für die Betroffene­n ist das schrecklic­h und jedes einzelne Opfer ist eines zu viel. In Europas Straßenver­kehr indes sterben alljährlic­h über 25.000 Menschen, und wir steigen immer noch relativ unbeschwer­t ins Auto. – So viel zu Sein und Schein. ennoch scheinen uns Syrien, der Irak, der IS als stärkere Bedrohung. Zum einen sind es die Bilderflut­en via Fernsehen und Internet, die uns die Omnipräsen­z von globaler Gewalt simulieren. Und wenngleich sieben der gegenwärti­g elf größeren Konflikte auf der Welt von islamische­n Extremiste­n befeuert werden, sind diese im Promillebe­reich eiNun,

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