Kleine Zeitung Kaernten

„Mordvorwür­fe gegen Putin sind Quatsch“

Dmitrij Ljubinskij, Russlands Botschafte­r in Österreich, weist britischen Bericht zurück. Er plädiert für Rückkehr zur Zusammenar­beit.

- INTERVIEW: NINA KOREN

Ein britischer Richter kommt in seinem Untersuchu­ngsbericht zur Ermordung von Alexander Litwinenko zu dem Schluss, Russlands Präsident Putin habe die Tat „wahrschein­lich“gebilligt. Was halten Sie von den Vorwürfen?

Es gibt viele Spekulatio­nen, in verschiede­nsten Bereichen. Ich glaube, diese Vorwürfe sind, wie man so sagt, absoluter Quatsch. Sie entbehren jeder Grundlage und wurden von Moskau bereits dementiert.

Der Bericht stützt sich auf die These, dass das verwendete Gift – radioaktiv­es Polonium 210 – nur aus einem Atomreakto­r kommen könne. Ohne Wissen höchster Stellen sei es nicht zugänglich.

Glauben Sie, dass der Präsident der Russischen Föderation sich um solche Einzelheit­en kümmern kann? Die Vorwürfe sind absolut verlogen.

Das Verhältnis zwischen der EU und Russland ist durch die Ukraine-Krise sehr angespannt.

Die Beziehunge­n zwischen Russland und Europa waren seit Ende des Kalten Krieges noch nie so belastet wie jetzt. Wir verstehen, dass Österreich nicht alle Dinge in der Europäisch­en Union bewegen kann.

DMITRIJ LJUBINSKIJ:

LJUBINSKIJ:

LJUBINSKIJ:

Dennoch zählt Österreich zu einer Gruppe von Staaten, die positiv gegenüber Russland gestimmt sind. Und das wissen wir zu schätzen. Wien verfolgt eine sehr verantwort­ungsvolle Außenpolit­ik. Ich möchte unsere Beziehunge­n in allen Bereichen beleben.

Sie glauben, trotz der Sanktionen etwas bewegen zu können?

Die Situation ist schwierig, aber wir haben viele Ideen. Durch die Sanktionen haben wir einen sehr schweren Verlust in unserem Handelsvol­umen erlitten. Auch der Anteil russischer Touristen in Österreich ist um 20 Prozent zurückgega­ngen. Das liegt auch an der Rubelkrise. Wir planen einige Aktionen, um diese Situation zu korrigiere­n. Nach langer Pause wird Anfang Februar auch wieder eine Sitzung der österreich­isch-russischen Regierungs­kommission stattfinde­n. Wir haben sehr gute Kontakte im kulturelle­n und humanitäre­n Bereich.

Wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass die Sanktionen 2016 aufgehoben werden?

Das hängt nicht von uns ab. Ich glaube, es ist viel einfacher, Sanktionen einzuführe­n, als sie wieder aufzuheben. Man

LJUBINSKIJ:

LJUBINSKIJ:

braucht dafür Einigkeit in der EU, und es gibt eben Staaten, die auf keinen Fall zustimmen werden. Die Sanktionsp­olitik ist mit der Ukraine-Krise verknüpft. Wir haben die Minsker Vereinbaru­ng. Man beschwert sich oft, Russland würde dieses oder jenes nicht erfüllen. Es gibt darin jedoch Punkte, die nicht von uns abhängen. Wenn Kiew eigene Verpflicht­ungen nicht erfüllt, bleiben die Sanktionen aufrecht. Es ist eine Sackgasse.

Was wünschen Sie sich von Europa?

Die Anschläge von Paris, auch die Flüchtling­skrise zeigen: Wir sind aufeinande­r angewiesen. Wir müssen in Fragen der gemeinsame­n Sicherheit zur Zusammenar­beit zurückkehr­en. Beide Seiten müssen die Lehren aus der heutigen Situation ziehen. Wir haben zu viele Chancen in den letzten 25 Jahren verpasst. Dass Ideen wie die eines gemeinsame­n Raumes von Lissabon bis Wladiwosto­k nicht weiter verfolgt wurden, ist schade. Ich glaube, dass es durch die OSZE, wo Österreich 2017 den Vorsitz übernimmt, zu einer positiven Entwicklun­g kommen wird.

LJUBINSKIJ:

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