Kleine Zeitung Kaernten

Das Duell auf der Streif

Hannes Reichelt hat sich mit Platz drei im Super-G auf die heutige Abfahrt eingestimm­t. Er hofft auf die volle Länge.

- MICHAEL SCHUEN

Aksel Lund Svindal geht nach dem Sieg im Super-G in der heutigen Abfahrt auf den Kitzbühel-„Doppelpack“los, Hannes Reichelt ist nach Platz drei am Samstag einer der größten Herausford­erer. In der Kombinatio­n fädelten Svindal wie auch Marcel Hirscher ein.

Hannes Reichelt

Hannes Reichelt ballte die Faust und jubelte. Wie schon in Wengen. Obwohl er geschlagen worden war, im Super-G von Kitzbühel. Aber ein Podestplat­z, Rang drei, das wurde es – hinter dem großen Saisondomi­nator Aksel Lund Svindal, der Saisonsieg sieben einfuhr, und dem US-Amerikaner Andrew Weibrecht. Begleitet von innerer Zufriedenh­eit, denn so war der Salzburger im SuperG heuer noch nie. Nicht nur das: „Ich habe das getan, was ich sonst in der Abfahrt so gern mache: Ich bin am Limit gefahren. Ich kann nicht mehr – und wenn ich mir das denke nach dem Abschwinge­n, wenn ich weiß, dass ich zwar kleine Fehler gemacht habe, aber dass ich Vollgas gegeben habe, dann darf ich jubeln.“Zusatz: „Die Leute sind ja schon mit einem zweiten Platz nicht mehr zufrieden. Das nervt schon fast ein wenig.“Er kann hingegen akzeptiere­n, wenn er geschlagen wird. „In Wengen hatte ich eine fast perfekte Fahrt – aber auch da hat es nicht gereicht. Zufrieden darf man trotzdem sein. Weil für mich ist es auch nicht nur ein Duell, es ist eher ein Elch gegen 50 Jäger . . .“

Natürlich hätte der 35-Jährige seinen Fans und Österreich gleich zum Auftakt der Kitzbühelr­ennen gern einen Sieg geschenkt. Aber: „Aksel ist einfach in großer Form. Wenn ich so viel gewonnen hätte, würde ich auch noch lockerer fahren“, meinte Reichelt, dem der Rückstand „kein Kopfzerbre­chen“bereitet. Denn: Kitzbühel war bisher nicht das Super-G-Pflaster des Routiniers, erst einmal war der regierende Weltmeiste­r hier zuvor aufs Super-G-Podium gefahren, vor genau zehn Jahren.

Abfahrt als Hoffnung

Die große Hoffnung, die liegt aber ohnehin in der Abfahrt, die er 2014 gewonnen hat. Damals mit höllischen Rückenschm­ergut

„Die

Leute sind nicht einmal mehr mit einem zweiten Platz zufrieden. Das nervt schon fast ein wenig.

zwei Tage später lag er auf dem OP-Tisch. „Heute“, sagt er, „würde ich nicht mehr an den Start gehen bei denselben Schmerzen.“Und dann hat Reichelt einen ganz großen Wunsch: „Ich will, dass wir von ganz oben fahren können. Das wäre sehr, sehr wichtig.“

Allerdings ist die Prognose für die heutige Abfahrt (siehe rechts) nicht die allerbeste. Deshalb zittert Reichelt auch – zumal die Streif die letzten beiden Male nicht im „Original“befahren werden konnte. Aber egal, wie lang die Strecke ist – der Sieger bekommt 70.000 Euro, das höchste Preisgeld des Winters. „Aber wegen des Geldes fahre ich hier nicht“, sagt Reichelt, der den Triumphato­r nach wie vor für „unterbezah­lt“hält: „Wer hier schon einmal runtergeru­tscht ist, weiß, was wir für ein Risiko eingehen. Geschützt nur durch einen Helm und einen Rückenprot­ektor und ein paar Netze auf der Seite.“

Svindal wie Defago?

Bleibt nur das „Hindernis“Aksel Svindal – der ist auf dem besten Weg, ein Kunststück zu schaffen, das es seit 2009 nicht mehr gegeben hat: in Wengen sowie in Kitzbühel im selben Jahr die Abfahrt zu gewinnen. „Und wenn es Defago geschafft hat, kann ich es auch“, meinte der Norweger, der sich mit dem Sieg im Super-G das richtige Doping gesichert hat. „Es war eine gute Fahrt, ich habe zwar kleinere Fehler gemacht, aber schon bis zum Hausberg eizen, nen Vorsprung herausgefa­hren, genau das war der Plan.“Zu viel Druck will sich Svindal nicht aussetzen – trotz des Ausfalls im Kombislalo­m: „Klar, jeder will dieses Rennen gewinnen. Aber im Grunde ist ein Sieg immer gleich viel wert, egal ob hier oder in Lake Louise.“Allerdings verletzte sich Svindal bei seinem Einfädler leicht an der Oberschenk­elmuskulat­ur, sein Start soll aber nicht in Frage stehen.

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AP, GEPA, APA Hannes Reichelt strahlt über Rang drei und will nachlegen, Svindal (oben) wird nur schwer zu schlagen sein

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