„Das Flegelhafte hilft nicht“
Aus Sicht der Respektforschung bringt ein rüder Ton langfristig keinen Erfolg.
Sie haben mit der Respect Research Group der Universität Hamburg den Stellenwert des Respekts in der politischen Debattenkultur untersucht. Haben Sie ihn überhaupt gefunden?
Es gibt ihn schon, weil die Menschen heute sensibler gegenüber Respektlosigkeiten beziehungsweise Respektverletzungen geworden sind. Heute steht alles und jeder permanent auf dem Prüfstand. Chauvinistische, sexistische Grenzüberschreitungen und alles, wo Rechte bedroht sind, fallen eher auf.
NIELS VAN QUAQUEBEKE:
Das ist positiv.
Sie fallen vielleicht auf, aber gerade in der politischen Diskussion nehmen die respektlosen Äußerungen dennoch zu. Was bringt das den Akteuren?
Es gibt in der menschlichen Wahrnehmung zwei Beurteilungsdimensionen von Respektlosigkeit: zum einen, dass man als durchsetzungsstark und kompetent angesehen wird
VAN QUAQUEBEKE:
und als Macher rüberkommt. Nach dem Motto „Endlich sagt es ihnen wer!“. Zum anderen aber, dass dem Publikum das Gemeinschaftliche fehlt, das „Menschelnde“abgeht. In diesem Fall kann die Respektlosigkeit auf einen zurückfallen.
Für eine Oppositionspartei ist die bisweilen respektlose Agitation aber ein nachvollziehbares taktisches Mittel, um sich Gehör zu verschaffen.
Der Rüde bekommt natürlich mehr – vor allem auch mediale – Aufmerksamkeit. Deshalb setzen neu antretende Parteien, die erst aus der Masse heraustreten und sich im Gehirn des Wählers festsetzen müssen, zunächst auf schrille Töne. In der Mischung dieses Umgangstons mit einem entsprechenden Agenda-Setting treffen sie den Angstnerv der Menschen.
Also bringt Respektlosigkeit doch Erfolg?
Ich glaube nicht, dass das permanente Überbieten in der Kakofonie langfristig zum Erfolg führt. Das Flegelhafte hilft nicht wirklich. Es wäre für sie strategisch zielführender, wenn sie gemäßigter argumentierten. Deshalb versuchen viele dieser Parteien, ihre schärfsten Agitatoren aus dem Rampenlicht zu bekommen.
VAN QUAQUEBEKE:
VAN QUAQUEBEKE: