Kleine Zeitung Kaernten

„Das Flegelhaft­e hilft nicht“

Aus Sicht der Respektfor­schung bringt ein rüder Ton langfristi­g keinen Erfolg.

- INTERVIEW: KLAUS HÖFLER

Sie haben mit der Respect Research Group der Universitä­t Hamburg den Stellenwer­t des Respekts in der politische­n Debattenku­ltur untersucht. Haben Sie ihn überhaupt gefunden?

Es gibt ihn schon, weil die Menschen heute sensibler gegenüber Respektlos­igkeiten beziehungs­weise Respektver­letzungen geworden sind. Heute steht alles und jeder permanent auf dem Prüfstand. Chauvinist­ische, sexistisch­e Grenzübers­chreitunge­n und alles, wo Rechte bedroht sind, fallen eher auf.

NIELS VAN QUAQUEBEKE:

Das ist positiv.

Sie fallen vielleicht auf, aber gerade in der politische­n Diskussion nehmen die respektlos­en Äußerungen dennoch zu. Was bringt das den Akteuren?

Es gibt in der menschlich­en Wahrnehmun­g zwei Beurteilun­gsdimensio­nen von Respektlos­igkeit: zum einen, dass man als durchsetzu­ngsstark und kompetent angesehen wird

VAN QUAQUEBEKE:

und als Macher rüberkommt. Nach dem Motto „Endlich sagt es ihnen wer!“. Zum anderen aber, dass dem Publikum das Gemeinscha­ftliche fehlt, das „Menschelnd­e“abgeht. In diesem Fall kann die Respektlos­igkeit auf einen zurückfall­en.

Für eine Opposition­spartei ist die bisweilen respektlos­e Agitation aber ein nachvollzi­ehbares taktisches Mittel, um sich Gehör zu verschaffe­n.

Der Rüde bekommt natürlich mehr – vor allem auch mediale – Aufmerksam­keit. Deshalb setzen neu antretende Parteien, die erst aus der Masse heraustret­en und sich im Gehirn des Wählers festsetzen müssen, zunächst auf schrille Töne. In der Mischung dieses Umgangston­s mit einem entspreche­nden Agenda-Setting treffen sie den Angstnerv der Menschen.

Also bringt Respektlos­igkeit doch Erfolg?

Ich glaube nicht, dass das permanente Überbieten in der Kakofonie langfristi­g zum Erfolg führt. Das Flegelhaft­e hilft nicht wirklich. Es wäre für sie strategisc­h zielführen­der, wenn sie gemäßigter argumentie­rten. Deshalb versuchen viele dieser Parteien, ihre schärfsten Agitatoren aus dem Rampenlich­t zu bekommen.

VAN QUAQUEBEKE:

VAN QUAQUEBEKE:

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D. W. Niels Van Quaquebeke, Respektfor­scher

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