„Respekt muss verdient werden“
Jugendkulturforscher Matthias Rohrer über den veränderten Respektbegriff.
Es herrscht das Gefühl vor, der Jugend würde heute der „Respekt vor dem Alter“fehlen. Deckt sich dieser Befund mit Ihren Forschungsergebnissen?
Das Gesamtgefüge hat sich geändert. Der Generationenkonflikt ist heute kaum mehr vorhanden. Es gibt weniger Reibungsflächen. Auch das Verständnis der Jugend für Respekt hat sich verändert. Inwiefern?
Sie gewähren ihn nicht mehr so einfach und einseitig, nur weil jemand älter ist. Ich halte das für einen ehrlicheren Umgang, weil dem Faktor Alter keine so große Bedeutung zugemessen wird. Stattdessen muss man sich den Respekt verdienen. Wie kann das gelingen?
Die Jugend will das Gefühl, ernst genommen zu werden und dass respektvoll mit ihnen umgegangen wird. Sie wollen eine Kommunikation auf Augenhöhe. Ein Behandeln von oben herab strafen sie ab.
MATTHIAS ROHRER:
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Damit sind Reibungspunkte wohl vorprogrammiert, beispielsweise dort, wo Hierarchien institutionalisiert sind, wie in der Schule.
Das stimmt nur teilweise, denn Jugendliche sind durchaus bereit, dem Gegenüber Erfahrung zuzugestehen und sich leiten zu lassen. Das Bild, dass sie grundsätzlich – um es in ihrer Sprache zu sagen – „auf alles sch...“, ist falsch.
Gibt es kulturelle Unterschiede?
Natürlich spielt die kulturelle Prägung eine Rolle. In afrikanischen Kulturen ist beispielsweise der Respekt vor den Älteren ausgeprägter, im Islam die Rolle der Frau eine andere.
Wie und wo ist Respekt im Umgang der Jugendlichen untereinander zu erkennen?
Respekt in seinem Milieu erwirbt man sich auf der sogenannten Skill-Ebene, also über in der Gruppe geschätzte Fähigkeiten, Dinge, die man besonders gut kann. Dieses Verhaltensmuster war aber immer schon so. Was hat sich verändert?
Allgemein wird heute der Freizeitbereich für die Identitätsausprägung, also für den eigenen Stellenwert beziehungsweise Positionierung in der Gesellschaft, immer wichtiger.
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