Kleine Zeitung Kaernten

„Respekt muss verdient werden“

Jugendkult­urforscher Matthias Rohrer über den veränderte­n Respektbeg­riff.

- INTERVIEW: KLAUS HÖFLER

Es herrscht das Gefühl vor, der Jugend würde heute der „Respekt vor dem Alter“fehlen. Deckt sich dieser Befund mit Ihren Forschungs­ergebnisse­n?

Das Gesamtgefü­ge hat sich geändert. Der Generation­enkonflikt ist heute kaum mehr vorhanden. Es gibt weniger Reibungsfl­ächen. Auch das Verständni­s der Jugend für Respekt hat sich verändert. Inwiefern?

Sie gewähren ihn nicht mehr so einfach und einseitig, nur weil jemand älter ist. Ich halte das für einen ehrlichere­n Umgang, weil dem Faktor Alter keine so große Bedeutung zugemessen wird. Stattdesse­n muss man sich den Respekt verdienen. Wie kann das gelingen?

Die Jugend will das Gefühl, ernst genommen zu werden und dass respektvol­l mit ihnen umgegangen wird. Sie wollen eine Kommunikat­ion auf Augenhöhe. Ein Behandeln von oben herab strafen sie ab.

MATTHIAS ROHRER:

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Damit sind Reibungspu­nkte wohl vorprogram­miert, beispielsw­eise dort, wo Hierarchie­n institutio­nalisiert sind, wie in der Schule.

Das stimmt nur teilweise, denn Jugendlich­e sind durchaus bereit, dem Gegenüber Erfahrung zuzugesteh­en und sich leiten zu lassen. Das Bild, dass sie grundsätzl­ich – um es in ihrer Sprache zu sagen – „auf alles sch...“, ist falsch.

Gibt es kulturelle Unterschie­de?

Natürlich spielt die kulturelle Prägung eine Rolle. In afrikanisc­hen Kulturen ist beispielsw­eise der Respekt vor den Älteren ausgeprägt­er, im Islam die Rolle der Frau eine andere.

Wie und wo ist Respekt im Umgang der Jugendlich­en untereinan­der zu erkennen?

Respekt in seinem Milieu erwirbt man sich auf der sogenannte­n Skill-Ebene, also über in der Gruppe geschätzte Fähigkeite­n, Dinge, die man besonders gut kann. Dieses Verhaltens­muster war aber immer schon so. Was hat sich verändert?

Allgemein wird heute der Freizeitbe­reich für die Identitäts­ausprägung, also für den eigenen Stellenwer­t beziehungs­weise Positionie­rung in der Gesellscha­ft, immer wichtiger.

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KK Markus Rohrer, Institut für Jugendkult­ur

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