Die Grenze
Ted Ligety sagte am Tag zuvor: „Die Leute wollen uns stürzen sehen. Das ist Teil der Show.“Wichtiger Zusatz: „Aber sie wollen auch, dass wir wieder aufstehen.“
Die Stürze nach der Hausbergkante an diesem Tag, die will keiner sehen. Und es hätte nicht dreier kollektiver Aufschreie bedurft, um zu wissen: An diesem Tag wurde eine Grenze überschritten. Wenn die zwei Besten der Welt in die Netze krachen, dann stimmt was nicht.
Rundherum begibt man sich auf Ursachenforschung. Die Fahrer und Trainer waren sich einig, dass alles im Rahmen war. „Fahrbar“nennt sich das. Und Hannes Reichelt meinte: „Hier braucht es 100 Prozent. 101 sind jedoch zu viel. Aber ich mag es, mich in der Abfahrt am Limit zu bewegen.“
Im Kampf um den Sieg verschieben die Spitzenathleten so lange das Limit, bis sie es überschreiten. Keiner suchte die Schuld beim Veranstalter, bei der Jury, bei den Verhältnissen, alle nur bei sich selbst. „So ist der Sport“, ließ Aksel Svindal ausrichten.
Bei aller Hochachtung vor dieser Einsicht, bei allem Verständnis für Limits und schmale Grate, muss eines klar gesagt werden: So hat der Skisport keinen Sinn. enn aus dem Kampf gegen den Berg ein Kampf ums Überleben wird, wenn nicht mehr die Zeit den Sieger bestimmt, sondern das Erreichen der Ziellinie in einem Stück ein Sieg ist, dann ist die Grenze überschritten.
Auch und erst recht auf der Streif.
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