Kleine Zeitung Kaernten

Die Grenze

- Michael.schuen@kleinezeit­ung.at

Ted Ligety sagte am Tag zuvor: „Die Leute wollen uns stürzen sehen. Das ist Teil der Show.“Wichtiger Zusatz: „Aber sie wollen auch, dass wir wieder aufstehen.“

Die Stürze nach der Hausbergka­nte an diesem Tag, die will keiner sehen. Und es hätte nicht dreier kollektive­r Aufschreie bedurft, um zu wissen: An diesem Tag wurde eine Grenze überschrit­ten. Wenn die zwei Besten der Welt in die Netze krachen, dann stimmt was nicht.

Rundherum begibt man sich auf Ursachenfo­rschung. Die Fahrer und Trainer waren sich einig, dass alles im Rahmen war. „Fahrbar“nennt sich das. Und Hannes Reichelt meinte: „Hier braucht es 100 Prozent. 101 sind jedoch zu viel. Aber ich mag es, mich in der Abfahrt am Limit zu bewegen.“

Im Kampf um den Sieg verschiebe­n die Spitzenath­leten so lange das Limit, bis sie es überschrei­ten. Keiner suchte die Schuld beim Veranstalt­er, bei der Jury, bei den Verhältnis­sen, alle nur bei sich selbst. „So ist der Sport“, ließ Aksel Svindal ausrichten.

Bei aller Hochachtun­g vor dieser Einsicht, bei allem Verständni­s für Limits und schmale Grate, muss eines klar gesagt werden: So hat der Skisport keinen Sinn. enn aus dem Kampf gegen den Berg ein Kampf ums Überleben wird, wenn nicht mehr die Zeit den Sieger bestimmt, sondern das Erreichen der Ziellinie in einem Stück ein Sieg ist, dann ist die Grenze überschrit­ten.

Auch und erst recht auf der Streif.

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