„Es gibt keinen Schuldigen“
Der verunglückte Kärntner Lukas Müller reiste ideal vorbereitet zur Skiflug-WM am Kulm. Vonseiten der Familie gibt es keine Vorwürfe. „Der erste Sprung von Lukas am Kulm war bestens, daher stellt sich die Schuldfrage nicht. Wenn sich die nicht stellt, mu
Skispringen ist sein Leben. Dafür beendete Lukas Müller im Frühjahr 2015 sein Informatik-Fernstudium, ließ im Herbst des Vorjahres zwei fixe Plätze an zwei Fachhochschulen sausen. „Weil es im Sommer im Continentalcup so gut gelaufen ist, wollte Lukas es unbedingt noch einmal probieren“, erzählt Mutter Rosmarie. Doch das Schicksal war nicht auf der Seite des 23-Jährigen. Es gestattete ihm nicht, seinen Traum zu leben. Der schwere Sturz als Vorspringer bei der Skiflug-WM am Kulm war jetzt der letzte Fingerzeig des Schicksals: Lukas erlitt eine inkomplette Querschnittlähmung. Schon in den Jahren davor warfen den Spittaler Stürze immer wieder zurück. „Er war einige Mal verletzt, aber Lukas wollte immer zurück auf die Schanzen“, weiß die Mama.
Ein Lächeln von Lukas
Sie erfuhr über die sozialen Medien früher vom schweren Sturz ihres Sohnes als von den ÖSVTrainern: „Meine Tochter Gabi hat mich mit tränenunterdrück-
Rosmarie Koch, Mutter von Lukas
ter Stimme angerufen und informiert, was passiert ist. Die ersten Meldungen waren ganz schlimm. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als ich in sein Krankenzimmer kam, er mich anlächelte und die Hände bewegen konnte.“
Für sie, Vater Gottfried, Gabi sowie die Brüder Alexander und Bernhard, der sofort aus Australien heimreiste, sah die Welt plötzlich wieder etwas heller aus. Kein Thema war die Schuldfrage nach dem Unglück. „Weil sich die nicht stellt, muss man auch keinen Schuldigen suchen. Lukas wollte unbedingt am Kulm springen, ebenso wie auf der Flugschanze in Planica. Er ist bestens vorbereitet zur Weltmeisterschaft gefahren, hat darauf hin-
trainiert, wurde von den Trainern bestens auf seinen Einsatz vorbereitet. Er arbeitete im Trainingsstützpunkt Salzburg auch sehr oft mit Stefan Kraft und Michael Hayböck. Der erste Flug am Kulm ist Lukas auch bestens gelungen.“
„Du bist nicht allein“
Als „bestens“bezeichnet die Mutter auch die Betreuung ihres Sohnes durch die Ärzte im LKH Graz sowie das Bemühen des ÖSV, Lukas zu helfen: „Die Mediziner kümmern sich liebevoll um Lukas, die ÖSV-Trainer und die ÖSV-Führung rufen an, erkundigen sich, wie und wo sie helfen können. Es tut einfach gut zu wissen, du bist nicht allein.“Das wird Müller nie in seinem Leben sein, denn „die Familie wird immer bei ihm sein“.
Vorerst stehen aber die Mediziner noch täglich am Bett. Geht alles gut, kann der Oberkärntner demnächst die Intensivstation verlassen und so schnell wie möglich mit der Reha beginnen. Die wird lange dauern. Dass Lukas am Ende des Weges wieder gehen kann, ist für die Mutter „nicht das Wichtigste, weil man auch ohne gehen zu können, ein erfülltes Leben führen kann“. Ganz entscheidend für Rosmarie: „Es soll ihn niemand bemitleiden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass Lukas in Zukunft seinen Weg eigenständig machen kann. Ich sage ganz bewusst nicht ,gehen‘.“
Da auf die Familie noch unbekannte Belastungen, vor allem im finanziellen Bereich, zukommen, wollen das Land Kärnten, der Landesskiverband und Müllers Klub, der SV Villach, helfen. „Die Kärntner Sportfamilie lässt einen der ihren nicht im Stich. Mit Landeshauptmann Peter Kaiser veranstalten wir am 26. Februar eine Charity-Gala in Klagenfurt. Der Reinerlös kommt der Familie Müller zugute“, sagt Landessportdirektor Arno Arthofer.