DIE AUSSTELLUNG
INTERVIEW
Fith Avenue, 417th, Manhattan. Graumelierte Professoren drängeln sich neben jungen Pharaonenfans in den viel zu kleinen Raum der Galerie. Sie alle kommen, um Nicholas Reeves vortragen zu hören. Der britische Archäologe sorgte mit seiner kühnen Theorie für Aufmerksamkeit. Er kündigte an, das Grab von Nofretete aufgespürt zu haben – vom Schreibtisch aus. Wärmeund Radartests belegen seine These, ihre Grabstätte liege hinter dem Königsgrab KV62 des Teenagerpharaos Tutanchamun.
Herr Reeves, sollte sich Ihre These bestätigen: Was hoffen Sie eigentlich in den Kammern, die Sie hinter Tutanchamuns Grab vermuten, zu finden?
Ich wiederhole das, was Lord Carnarvon vor dem Fund des Grabes Tutanchamuns im Jahr 1922 gesagt hat: Entweder dahinter verbirgt sich etwas Großes oder gar nichts. Wenn wir tatsächlich auf etwas stoßen, dann wird es spektakulärer sein als der Fund von Tutanchamun. Hinter der Westwand vermute ich eine
NICHOLAS
REEVES:
Vom 22. März bis 27. Juli ist die Schau auf 2000 Quadratmetern in der Messe Graz (Di.–So., 10–18 Uhr) zu sehen.
der Eröffnung 2008 besuchten mehr als sechs Millionen
Seit
weitere Grabkammer von ihm, aber hinter der Nordwand befindet sich meiner Ansicht nach ein Durchgang, der zur Grabkammer von Nofretete führt. Ich vermute, dass man dahinter nicht auf die Ruhestätte der Königin Nofretete stoßen wird, sondern auf jene der Pharaonin Nofretete. Das verraten uns die Wandmalereien auf der Nordseite. Sie zeigen die Bestattung einer Pharaonin.
Was könnte uns der Fund Neues über die Zeit der Herrschaft der ägyptischen Königsfamilie der 18. Dynastie erzählen?
Ich denke, das würde den Einfluss von Nofretete belegen. Sie fungierte als Co-Regentin ihres Mannes, Pharao Echnaton. Aber schon eine einzige Be-
REEVES:
Besucher in ganz Europa die virtuelle Ausstellung, bei der knapp 1000 Kunstwerke aus dem Grab Tutanchamuns detailgetreu nachgebildet wurden.
Tel. (01) 960 96 234.
Tickets: www.tut-ausstellung.at
schriftung könnte alles ändern und dazu führen, dass wir die ägyptische Geschichte neu schreiben müssen. Vorerst bleibt vieles Spekulation, daran muss ich immer wieder erinnern.
Und erinnern Sie sich noch an den Moment, als sie erstmals diesen Verdacht schöpften?
Ja, es war im Februar 2014, ich arbeitete damals am Metropolitan Museum of Art in New York. Ich studierte die damals neuen 3D-Fotos der Wandmalereien und der Oberflächenstruktur. Als ich zum ersten Mal die Linien in der West- und Nordwand sah, erschrak ich. Ich besuchte meinen Kollegen Dieter Arnold, ein Experte auf dem Gebiet der ägyptologischen Architektur. Er
REEVES: