Kleine Zeitung Kaernten

Schattenüb­erKitz-Spektakel

Die Stürze von Streitberg­er, Reichelt und Svindal (Foto) werfen Sicherheit­sfragen auf. Für den Weltcupfüh­renden ist die Saison nach einem Bänderriss beendet.

- MICHAEL SCHUEN

Mythos Streif. Wenn es Teil der Mythenbild­ung ist, dass diese Abfahrt die schwerste der Welt ist, dann wurden bei der 76. Auflage gleich drei weitere Kapitel geschriebe­n – und die Besten der Welt als Opfer ausgesucht. Der Hausberg als Schicksals­berg sozusagen. Vor allem für Aksel Lund Svindal. Der Norweger, viermalige­r Abfahrtssi­eger in dieser Saison, Dominator, Weltcupfüh­render, war auf der Jagd nach seinem ersten Abfahrtssi­eg auf der Streif – eine Jagd, die nach der Hausbergka­nte

Der ORF legte in einer Analyse die Bilder der Stürze von Streitberg­er, Reichelt und Svindal übereinand­er

brutal beendet wurde. Svindal fing es den Ski, nach einem eineinhalb­fachen Salto krachte er mit 120 km/h ins Fangnetz. Genau dort, wo zuvor schon Hannes Reichelt und Georg Streitberg­er eingeschla­gen hatten. Und obwohl Svindal zunächst aufstand, erwiesen sich die Folgen als dramatisch: In Innsbruck wurden ein Kreuzband- und ein Meniskusri­ss festgestel­lt, noch in der Nacht auf heute wollte Christian Hoser operieren. Die Saison ist also für Svindal vorbei – der scheinbar unaufhalts­ame Marsch in Richtung Gesamtwelt­cup wurde jäh gestoppt. Svindal wäre aber nicht Svindal, ließe er nicht ausrichten: „Das ist der Sport. Ich bin mit meiner Saison trotzdem sehr zufrieden. Aber das kann passieren.“

Über der Grenze?

Passiert ist wahrlich viel in diesen Tagen. Denn auch Streitberg­er (exakt dieselbe Verletzung wie Svindal) verstärkt die österreich­ische Riege im Klinikum Hochrum, nur Reichelt, der ähnlich wie Svindal stürzte, durfte wenigstens nach Hause fahren. Ob die Knochenpre­llung im linken Knie aber nicht auch eine längere Pause braucht, muss sich erst weisen. Damit sind es schon acht (!) österreich­ische Abfahrer, die diese Saison ausfallen.

Irgendwie machte sich im Zielraum der Streif Unbehagen breit. Die Show, die die Fahrer bieten, wurde diesmal zum Kampf – bei schlechter Sicht war der schmale Grat, den man hier beschreite­t, für manche zu schmal. ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del war aufgebrach­t, forderte telefonisc­h sogar den Abbruch des Rennens. „Die Show ist eine Sache“, sagte er, „der Sport eine andere. Die Sicherheit der Läufer muss vorgehen.“Die allerdings betrachtet­en die Sache durchaus als fahrbar, wie sie nach dem Rennen meinten. Das sagte etwa auch Norwegens Cheftraine­r Christian Mitter: „Es war fahrbar“, erklärte der Steirer und als noch nicht klar war, wie ernst die Verletzung von Svindal wirklich war, meinte er trocken: „Wenn man mit 120 in ein Netz fliegt, ist das nie gut für den Weltcup.“

Ratlosigke­it

Am schlimmste­n aber erwischt es in diesem Jahr das ÖSV-Team. „Mir schlägt das wirklich auf den Magen“, meinte ÖSV-Sportdirek­tor Hans Pum, „hier sieht man, was die Burschen riskieren. Aber man kann ihnen nicht helfen. Wenn sie aus dem Starthaus fahren, sind sie auf sich gestellt.“Fast ratlos wirkte auch Cheftraine­r Andreas Puelacher. „Das Problem ist, dass es keine erkennbare Struktur in allen Stürzen, Verletzung­en und Unfällen gibt. Es gibt keine singuläre Erklärung, so viel wir auch analysiere­n.“

Was bleibt: die Gewissheit, dass Skifahren gefährlich ist. Erst recht und gerade auf der schwersten Abfahrt der Welt, der Streif in Kitzbühel.

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ORF/SCREENSHOT
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Fotos: ORF/SCREENSHOT Sie erreichen den Autor unter Schematisc­he Darstellun­g
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FACEBOOK Aksel Svindal schickte via Facebook Grüße aus dem Krankenhau­s

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