Kleine Zeitung Kaernten

Es wird nicht „ruhiggeste­llt“

Psychiatri­e-Primaria äußert sich zur Berichters­tattung nach dem Vorfall am Villacher Klinikum.

- „Angehörige kritisiere­n Psychiatri­e“, 19. 1.

DDie Leserbrief­e erscheinen im Ressort Dialog,

Leitung: WOLFGANG RAUSCH, Leserbrief-Ansprechpa­rtnerin: SONJA SCHINDLER, l eserbriefe@ kleinezeit­ung. at, Fax: 0463/58 00-307, per Post an Kleine Zeitung Leserbrief­e,

Funderstra­ße 1 a, 9020 Klagenfurt. ass die Erfahrunge­n mit psychische­n Erkrankung­en, aber auch mit den Umständen der Behandlung oft irritieren­d für alle Beteiligte­n sind, ist für mich absolut nachvollzi­ehbar.

Psychiatri­sche Abteilunge­n haben einen gesetzlich­en Auftrag zur Aufrechter­haltung der (auch öffentlich­en) Sicherheit im Zusammenha­ng mit psychische­r Erkrankung zu erfüllen. Das bedingt manchmal auch Behandlung­en gegen den Willen der Betroffene­n, wenn ernsthafte Selbst- und/oder Fremdgefäh­rdung vorliegt. Wir sehen das als den schwierigs­ten Teil unserer Arbeit, der mit akut zu treffenden Entscheidu­ngen, die mit jenen in der Intensivme­dizin absolut ver- gleichbar sind, einhergeht. Derartige Entscheidu­ngen können keinesfall­s willkürlic­h getroffen werden, sondern stehen unter engmaschig­er Kontrolle von Gericht und Patientena­nwaltschaf­t.

Im Zuge der Akutbehand­lung kommen häufig sedierende Medikament­e zur Anwendung, in erster Linie, um quälende Symptome wie Angst, Psychose, Schlaflosi­gkeit oder Agitation zu lindern. Manchmal sind derartige Medikament­e auch nötig, um die unmittelba­re Selbst- oder Fremdgefäh­rdung durch einen hochgradig­en Erregungsz­ustand abzuwenden. Nicht immer ist dies für Patienten und Angehörige nachvollzi­ehbar.

Keinesfall­s ist es eine Intention psychiatri­scher Fachabteil­ungen, Patient/innen „ruhigzuste­llen“, wie mancher Leser nach der Lektüre des Artikels vielleicht vermuten könnte. Noch problemati­scher ist der Ausdruck „niederspri­tzen“, der zwar laienhaft verwendet werden mag, aber ein völlig falsches Bild psychiatri­scher Akutbehand­lung suggeriert und aus meiner Sicht auch grob stigmatisi­erend ist. Zu den diesbezügl­ichen Angehörige­nzitaten hätte ich mir einen relativier­enden fachlichen Kommentar gewünscht, den ich hiermit nachträgli­ch anbringen möchte. P r i m. Dr. Ch r i s t a R a d o ˇs ,

P re s i d e n t elect der Ös t e r re i c h i s c h e n Ge s e l l s c h a f t für Psyc h i a t r i e und Psyc h o t h e ra p i e

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