Es wird nicht „ruhiggestellt“
Psychiatrie-Primaria äußert sich zur Berichterstattung nach dem Vorfall am Villacher Klinikum.
DDie Leserbriefe erscheinen im Ressort Dialog,
Leitung: WOLFGANG RAUSCH, Leserbrief-Ansprechpartnerin: SONJA SCHINDLER, l eserbriefe@ kleinezeitung. at, Fax: 0463/58 00-307, per Post an Kleine Zeitung Leserbriefe,
Funderstraße 1 a, 9020 Klagenfurt. ass die Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen, aber auch mit den Umständen der Behandlung oft irritierend für alle Beteiligten sind, ist für mich absolut nachvollziehbar.
Psychiatrische Abteilungen haben einen gesetzlichen Auftrag zur Aufrechterhaltung der (auch öffentlichen) Sicherheit im Zusammenhang mit psychischer Erkrankung zu erfüllen. Das bedingt manchmal auch Behandlungen gegen den Willen der Betroffenen, wenn ernsthafte Selbst- und/oder Fremdgefährdung vorliegt. Wir sehen das als den schwierigsten Teil unserer Arbeit, der mit akut zu treffenden Entscheidungen, die mit jenen in der Intensivmedizin absolut ver- gleichbar sind, einhergeht. Derartige Entscheidungen können keinesfalls willkürlich getroffen werden, sondern stehen unter engmaschiger Kontrolle von Gericht und Patientenanwaltschaft.
Im Zuge der Akutbehandlung kommen häufig sedierende Medikamente zur Anwendung, in erster Linie, um quälende Symptome wie Angst, Psychose, Schlaflosigkeit oder Agitation zu lindern. Manchmal sind derartige Medikamente auch nötig, um die unmittelbare Selbst- oder Fremdgefährdung durch einen hochgradigen Erregungszustand abzuwenden. Nicht immer ist dies für Patienten und Angehörige nachvollziehbar.
Keinesfalls ist es eine Intention psychiatrischer Fachabteilungen, Patient/innen „ruhigzustellen“, wie mancher Leser nach der Lektüre des Artikels vielleicht vermuten könnte. Noch problematischer ist der Ausdruck „niederspritzen“, der zwar laienhaft verwendet werden mag, aber ein völlig falsches Bild psychiatrischer Akutbehandlung suggeriert und aus meiner Sicht auch grob stigmatisierend ist. Zu den diesbezüglichen Angehörigenzitaten hätte ich mir einen relativierenden fachlichen Kommentar gewünscht, den ich hiermit nachträglich anbringen möchte. P r i m. Dr. Ch r i s t a R a d o ˇs ,
P re s i d e n t elect der Ös t e r re i c h i s c h e n Ge s e l l s c h a f t für Psyc h i a t r i e und Psyc h o t h e ra p i e