Die Geschichte der „KahrPÖ“
KPÖ-Chefin Elke Kahr wurde als Vizebürgermeisterin in Graz angelobt.
In der Welt der Banken kennt sich die Chefin der Grazer Kommunisten aus. In jungen Jahren war Elke Kahr tatsächlich Bankangestellte, für die Gemeinderatswahl 2012 warb die KPÖFrontfrau mit dem Spruch „Geld für Bankerl statt für Banken“.
Dieser Wahlgang brachte für die Kommunisten einen fulminanten Erfolg: Ganz Österreich staunte darüber, wie die KPÖ mit 19,9 Prozent Rang zwei in Graz holen konnte. Die Antwort ist im Auftreten der gesamten Partei, im Speziellen aber im Auftritt von Chefin Elke Kahr zu finden.
Der schnelle Spruch, der rhetorische Hieb auf den Gegner, aggressiver Polit-Sprech – all das ist ihre Sache nicht. Die 54-Jährige setzt vielmehr auf die sanften Töne und den direkten Kontakt.
Seit Jahren ist ihr StadtratsBüro Anlaufstelle für Hilfesuchende. Mehrmals die Woche hält sie Sprechstunden oder klap-
wurde am 2. November 1961 in Graz geboren. Ihre Mutter gab sie zur Adoption frei.
die Handelsschule und trat 1985 der KPÖ bei.
sie in den Gemeinderat ein, seit 2005 ist sie Stadträtin, seit gestern Vizebürgermeisterin von Graz.
Elke Kahr
Sie absolvierte
1993 zog
pert selbst die Gemeindewohnungen ab, für die sie seit elf Jahren politisch verantwortlich ist.
Lange wurde die „KahrPÖ“, wie manche die Kommunisten nennen, von den anderen belächelt, als monothematisch (Wohnen) kritisiert und als ewige Neinsager abgestempelt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich das aber massiv geändert. Durch die komplizierten Mehrheitsverhältnisse in Graz ist Kahrs KPÖ die einzige Partei, mit der die ÖVP und Bürgermeister Sieg- fried Nagl eine stabile Mehrheit schafft. Deshalb wurde Kahr nun, nach dem Ausscheiden von SPÖChefin Martina Schröck, als Vizebürgermeisterin angelobt.
Kahr macht naturgemäß kein Geheimnis daraus, Marxistin zu sein. „Ich will aber niemanden bekehren“, sagt sie. Und: „Ich habe nicht die Illusion, meine ideologische Anschauung in der Kommunalpolitik auszuleben.“
Die sanfte Marxistin wird nur dann harsch, wenn die Grazer KPÖ in die Nähe jener Verbrechen gerückt wird, die unter Stalin und Co. in der ehemaligen Sowjetunion verübt wurden. Von dieser Form des Kommunismus habe sie sich oft genug distanziert, antwortet sie knapp.
Der Kommunismus spielt auch privat eine große Rolle, schließlich heißt ihr Lebenspartner Franz Stephan Parteder, der Chefideologe der KPÖ.