„Eines Tages brach ich einfach weg“
10 Prozent der Kärntner leiden unter Burn-out, die Dunkelziffer ist weit höher. Die Betroffene Sandra Ziegler schildert ihr Geschichte.
Es war der erste Urlaub seit drei Jahren, den Sandra Ziegler im Jänner 2013 antrat. Die ersten Tage hatte sie im Bett verbracht – zu groß war die Erschöpfung. Doch am dritten Tag ging sie mit ihrer Tochter einkaufen. Als Ziegler das Geschäft betrat, wurde ihr schwarz vor Augen. Mit Verdacht auf einen Schlaganfall wurde sie ins Krankenhaus gebracht, doch ihr Zusammenbruch hatte einen anderen Ursprung.
„Drei Jahre lang hatte ich meine ganze Energie in die Arbeit gesteckt, hatte eine 76-StundenWoche“, sagt die 42-jährige Alleinerziehende, die als Filialleiterin im Textileinzelhandel tätig war. „Das ging eine Zeit lang gut. Bis ich wegbrach.“Ziegler ist – wie offiziell zehn Prozent der Kärntner – von Burn-out betroffen. Die Dunkelziffer, so Experten, ist weit höher. Nach Zieglers Zusammenbruch sollten eineinhalb Jahre vergehen, bis diese Diagnose gestellt wurde. „Dabei hatten sich die Anzeichen schon ein halbes Jahr vor diesem Tag im Jänner bemerkbar gemacht“, ist sie sich heute bewusst. Zittern, Schlaflosigkeit, ein ständiges Rattern im Kopf plagten sie: „Ich war nicht mehr aufnahmefähig.“
Nach ihrem Zusammenbruch besuchte sie dutzende Ärzte, bekam zahlreiche Medikamente, hörte verschiedene Diagnosen. „Mit dem Zustand müssen Sie leben“, lautete die schlimmste. In-
„Die
Anzeichen waren schon früher da. Ich war einfach nicht mehr aufnahmefähig.
Sandra Ziegler, Betroffene
des wurde Ziegler immer kraftloser: „Ich war teils nicht einmal dazu fähig, morgens aufzustehen und mir die Zähne zu putzen.“
Hilfe gefunden
Eineinhalb Jahre später griff sie zu einem Buch, das eine Bekannte einige Wochen zuvor vorbeigebracht hatte – ein Werk von Gerhard Huber, der morgen zum „tofeel-free-concert“am Neuen
Platz in Klagenfurt lädt. „Es war, als ob er meine Geschichte geschrieben hatte“, sagt Ziegler, die den Autor kontaktierte. Das darauf folgende Gespräch wirkte wie ein Wunder. „Es war mein erstes Gespräch mit einem Betroffenen. Er gab mir Tipps, brachte mir bei, mehr auf mich selbst zu hören.“Und er zeigte ihr Einrichtungen, die sie besuchen könnte. Das Schlüsselerleb- nis folgte im Garten der Klinik Waiern: „Dort unterhielt ich mich mit anderen. Im Laufe des Gesprächs konnte ich das erste Mal wieder von Herzen lachen.“
Heute hat Ziegler ihre Attacken im Griff: „Sobald die Anstrengung steigt, merke ich das körperlich. Aber es wird weniger.“Eines hat Ziegler gelernt: „Stopp“zu sagen, wenn es zu viel wird – beruflich und privat.