„Chicago an der Côte d’Azur“
Nizza ist nicht nur azurblaue See, Savoir-vivre und Pastis-Trunkenheit. In Nizza blüht auch die Korruption.
Die Bucht von Nizza also. La Baie des Anges, die Bucht der Engel, mit ihrer kilometerlangen Uferpromenade, der Promenade des Anglais.
An guten Tagen rekeln sich hier die Menschen in ihren Liegestühlen, schlürfen Wasser mit Pastis und blinzeln aufs Meer, das himmelblaue. Im Augenwinkel das legendäre Negresco. Ein üppiges Denkmal der Belle Époque. Ein Luxushotel, direkt an der Flaniermeile, das der „Gipfel an zirkuspferdhaft dekorierter Geschmacklosigkeit“(© Fritz J. Raddatz) ist, wurde am 14. Juli kurzfristig in ein Lazarett umfunktioniert. In der Lobby, wo eine überlebensgroße bunte Skulptur von Niki de Saint Phalle Lebensfreude versprühen soll, nur verängstigte Menschen.
Mit der Stadt an der Côte d’Azur, im Département Alpes-
David Cody, Zeuge aus Australien Maritimes, hat der Attentäter ein Symbol für das Savoir-vivre getroffen, die französische Lebenskunst. Just am Nationalfeiertag, an dem „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“wenn schon nicht gelebt, so doch hochgehalten werden.
Nizza also. Für den Schriftsteller Fritz J. Raddatz „mon amour“. Er hat beschrieben, wie seine Augen trunken wurden von der Schönheit der Stadt, die sich architektonisch nicht zwischen Frankreich und Italien entscheiden mag und auch erst 1860 französisch wurde.
Nizza, die Universitätsstadt. Nizza, die Kulturstadt: Nach Paris gibt es hier die meisten Museen Frankreichs. Alltagskultur auch auf den abseitigen Wegen. Die engen Gassen, in denen die Wäscheleinen von Fenster zu Fenster gespannt sind. Die Parks mit den silbernen Platanen und duftenden Orangenbäumen, in Stille geatmet werden kann. Das Kopfsteinpflaster, auf dem das Zitroneneis klebt, Relikt der unzähligen Touristen, die in der Ferienzeit in die Stadt einfallen und mitverantwortlich für die hässlichen Imbissbuden und Souvenirläden bis hinunter zum Strand sind.
Nizza, die fünftgrößte Stadt Frankreichs, mit dem zweitgrößten Flughafen des Landes, ist aber auch das „Chicago an der Côte d’Azur.“Al Capone, sagt Marijo, die eine kleine Pension führt, gäbe es hier „seriell gefertigt“. Tatsächlich rangieren Nizza und Marseille im innerfranzösischen Korruptionsindex ganz oben.
„Südfrankreich ist traditionell besonders korrupt“, sagt der Präsident der französischen NGO Anticor. „Hier fließt besonders viel Geld, denn hier machen besonders viele Reiche Urlaub.“
Teuerstes Stadion
Aktuellstes Beispiel für nicht ganz astreine Geschäfte könnte das Fußballstadion von Nizza sein, in dem die Isländer die Engländer bei der EM mit „Huh“nach Hause schickten.
„Gemessen an seinen vergleichsweise wenigen Plätzen hat Nizza das teuerste Stadion Frankreichs gebaut“, schreibt „Der Spiegel“. Auch Frankreichs Rechdenen
„Die
Leute sind in dem Chaos über andere gestolpert, es gab viel Panik. Und mit jedem Knall wurden die Menschen schneller.“