Die Angst ist größer als die Gefahr
Laut dem Terrorexperten Nicolas Stockhammer sind Anschläge in Österreich denkbar. Diese Art des Terrors sei nicht zu verhindern.
Ein unauffälliger Mann rast mit einem Lkw in eine Menschenmenge und tötet Dutzende – trotz erhöhter Sicherheitsstufe. Kann man sich gegen diese Art des Terrorismus überhaupt schützen? NICOLAS STOCKHAMMER: So etwas ist schlicht nicht zu verhindern. Das ist die Achillesferse der Terrorismusabwehr: Anschläge, die von „einsamen Wölfen“in Eigeninitiative verübt werden, sind nicht vorherzusehen. Wir müssen in Zukunft also leider vermehrt mit solchen Anschlägen rechnen.
Auch in Österreich? STOCKHAMMER: Es ist denkbar, ja.
Sehen Sie Ähnlichkeiten zur Grazer Amokfahrt vor einem Jahr? STOCKHAMMER: Da gibt es deutliche Parallelen. Man hat also bereits gesehen, dass so etwas in Österreich auch passieren kann. Man kann unmöglich eine ganze Stadt oder ein ganzes Stadtviertel so abriegeln, dass nichts passieren kann.
Erneut ist die Verwundbarkeit urbanen Lebensraumes sichtbar geworden. Muss man sich in Menschenmengen künftig fürchten? STOCKHAMMER: Eher nicht. Natürlich zielt der Terrorismus darauf ab, mit diesen schrecklichen Bildern eine Phobie zu produzieren, die dem realen Bedrohungsgrad nicht angemessen ist.
Die Angst ist also größer als die wirkliche Gefahr? STOCKHAMMER: Richtig. Das wollen die Terroristen ja bezwecken. Neben diesem Ziel wollen Terroristen vor allem ein vorschnelles Agieren der Sicherheitsbehörden provozieren. Das trägt dann zur Spaltung der Gesellschaft bei.
Was wäre das zum Beispiel? STOCKHAMMER: Ein noch engeres Sicherheitsnetz und mehr Kontrollen. Damit wird die Freiheit des Einzelnen zugunsten eines minimalen Gewinns an Sicherheit beschränkt.
Stärkere Überwachung trägt also nicht zu mehr Sicherheit bei? STOCKHAMMER: Nicht unbedingt.
Sie sagten in einem Interview einmal, Österreich sei ein „sekundäres Terrorziel“. Was bedeutet das konkret? STOCKHAMMER: Primäre Terrorziele sind etwa Frankreich, Belgien, Großbritannien und die Türkei. Österreich ist aber für den Terrorismus nicht bedeutungslos. Aber wir sind Gott sei Dank nicht in der ersten Reihe.
Wie wahrscheinlich ist so ein Anschlag bei uns also? STOCKHAMMER: Es gab immer wieder Aufforderungen im Führungszirkel des Islamischen Staates, Österreich anzugreifen. Unwahrscheinlich ist es also nicht.
Laut Polizei gibt es Fortschritte Ägidius Zsifkovics, Österreichs „Europabischof“
„Dieser Anschlag ist der Gipfel der Menschenverachtung und Gottlosigkeit.“