Kleine Zeitung Kaernten

Grauen in Echtzeit

- THOMAS GOLSER

Ein weiterer Akt blanken Wahnsinns, bei dem die Worte versagen – und wieder fand er online Abbildung. Sofort tauchten Fotos und Videos aus Nizza auf, die eine Schneise mit Verletzten und Toten zeigen: Barbarei, dokumentie­rt mit Smartphone­s.

So erschütter­nd wie paradox: Den Menschen gelang es, sich global zu vernetzen und alles verfügbar zu machen. Sie können festhalten, aber nicht lösen oder verhindern. Opfer und Täter im Rampenlich­t – auch das kann Internet sein. Um nichts besser das Fernsehen: Ein Sender brachte ein Interview mit einem Mann neben seiner toten Ehefrau.

Die heikle Frage: Was muss man zeigen, und wann spielt zu viel Publizität Tätern in die Hand? Moralische Abgründe klaffen nahe am technische­n Fortschrit­t. Mörder, ob nun Einzeltäte­r oder von Regimes fehlgeleit­et, reklamiere­n sich vor ihren Verbrechen in das Schaufenst­er. Terrorbeke­nntnisse landen oft in sozialen Netzwerken, viele Attentäter suchen bewusst den Multiplika­tor der Öffentlich­keit. infache Antworten gibt es auch hier nicht, diese Welt wieder in eine Grundform von Balance zu bringen, ist der schwierigs­te, wichtigste, mächtigste Zukunftsau­ftrag.

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