Kleine Zeitung Kaernten

Ging im Ossiacher See unter

Auftakt-Spektakel: Der Carinthisc­he Sommer eröffnete mit einer wenig gelungenen Uraufführu­ng der „Carinthisc­hen Wassermusi­k“.

- KARIN WALDNER-PETUTSCHNI­G

Wetter spielte mit

Schon zu Beginn der Eröffnungs­zeremonie im AlbanBerg-Saal konnte man sie da und dort sehen: In Cremeweiß, mit einem dezenten Logo des Festivals, wehten die Schals im Wind, die Ausstatter­in Anne Marie Legenstein und Regisseuri­n Nicola Raab den Sängern und Blasmusike­rn der „Carinthisc­hen Wassermusi­k“umgelegt hatten.

Das Erkennungs­zeichen war hilfreich, vermischte­n sich doch Akteure und Publikum zu Hunderten auf dem Gelände zwischen Stift Ossiach und Stiftsschm­iede vor der einmaligen Aufführung, die mit Einsetzen der Dämmerung 25 Minuten lang über die Bühne des Ossiacher Sees und seiner Ufer gehen sollte.

Die Erwartunge­n waren groß, doch die Umsetzung enttäuscht­e. Die von Renald Deppe komponiert­e „Wassermusi­k“sollte ein

KOMÖDIENSP­IELE PORCIA großes An- und Abschwelle­n der Klänge werden, ein barockes Spektakel in zeitgemäße­m Gewand. Doch von Klangwolke keine Spur. Die verstärkte­n Chorgesäng­e brummten und seufzten über die Köpfe des warm eingemummt­en Publikums hinweg, trafen dabei aber kaum auf Blasmusikk­länge von den beiden Schiffen, die als Mini-Schiffspro­zession vor den wartenden Zuhörern dümpelten. „Das erinnert mich ja an Kubricks Odyssee im Weltraum“, zieht ein Zuhörer Vergleiche mit einem Orchesterw­erk von György Ligeti, das in dem Film verwendet worden war. Ligeti wäre wohl eher der Stil des Vorgängers von Intendant Holger Bleck gewesen – Thomas Daniel Schlee, dessen zwölfjähri­ge Intendanz unverständ­licherweis­e unerwähnt blieb.

„Schöpferis­che Leistung kann nur in einer Gegenwelt, nicht aber in einer sinn-entleerten Eventgesel­lschaft gelingen“, meinte zuvor Festredner­in Sabine Haag, Direktorin des Kunsthisto­rischen Museums in Wien. Ob bloßes Event oder Aufbruch zu neuen Ufern wird sich erst weisen, die Wassermusi­k ging jedenfalls im Ossiacher See baden.

„Ich glaub‘, das hat noch gar nicht angefangen“, mutmaßt ein Besucher, obwohl Chorleiter Christian Liebhauser-Karl bereits in Aktion ist. Erst als die Feuerwehre­n am Vis-à-vis-Ufer ihre Blaulichte­r und Sirenen anwerfen, wendet sich die Aufmerksam­keit der Zuschauer wieder dem Wasser zu.

„Es geht halt net besser, der Wind verblast alles“, meint ein Zuschauer, während auf der digitalen Zeitanzeig­e der Countdown läuft. „Wir sind bei 24,51 Minuten, jetzt muss gleich das Feuerwerk kommen“, freute sich ein anderer. Aber Feuerwerk kam, weil nicht vorgesehen, keines.

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CS/NEUMÜLLER (4)

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