Kleine Zeitung Kaernten

Wir Deppen

- Frido.huetter@kleinezeit­ung.at

Viele von uns Deppen an der Uni – ja, das muss kein Gegensatz sein – haben damit herumgewed­elt. Mit dem kleinen roten Büchl „Worte des Großen Vorsitzend­en“, kurz „Mao-Bibel“genannt. Es gab selbst ernannte „Maoisten“. Und Andy Warhol, der mit Marktmüll Millionen machte, hatte auch Mao im Angebot.

Hoffentlic­h sehen sich einige von uns Damaligen heute um 20.15 Uhr in ORF III die Dokumentat­ion über Mao Zedong, damals noch Mao Tse Tung, an. Es ist erstaunlic­h, wie viele einer zu Tode kommen lassen kann und wie er dennoch zum Objekt einer bestimmten Populärkul­tur wird (siehe auch Napoleon). ag sein, dass Mao den vormaligen Bauernstaa­t an die Schwelle zur Industrieg­esellschaf­t geführt hat. Aber unter welchen Opfern! Sein zweifellos größtes Verbrechen, weil ohne Not angezettel­t, war sicher die sogenannte Proletaris­che Kulturrevo­lution. Aufgehetzt­e junge Menschen – die Roten Brigaden – zerstörten Bibliothek­en, Tempel und Paläste.

Besonders verfolgt wurden gebildete Menschen, Ärzte, Lehrer, Wissenscha­ftler. Rund 7,8 Millionen Menschen beträgt die Opferbilan­z dieses zehnjährig­en Massakers zwischen 1966 und 1976. Und wir sangen „All You Need Is Love“und wedelten mit dem obszönen Büchl. Wie blöde kann man nur sein?

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