Kleine Zeitung Kaernten

Das Smartphone und die neue Einsamkeit

Machen Smartphone­s oder „Pokémon Go“-Spiele Menschen zu Autisten? Eine Warnung, die übertriebe­n klingt.

- CARINA KERSCHBAUM­ER carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Abends in einem Restaurant. Da sitzt sich ein Paar gegenüber und schafft es, minutenlan­g auf das Handy zu starren, bei der Vorspeise kurz aufzuschau­en, um dann wieder auf das Handy zu starren. Auf einem anderen Tisch blickt einer aufs Handy, während die Begleiteri­n entnervt ins Leere schaut, um schließlic­h mit demonstrat­ivem Rascheln in der Handtasche wie einer Art Gegenattac­ke das Handy zu zücken. Da wäre es am besten, hat einmal ein Kellner gemeint, wenn diese Paare ihm die Bestellung am Handy schicken würden. Erstens würde ihnen das gefallen, zweitens bräuchte er nicht mehr in ihre virtuellen Zellen eindringen.

Es gibt ja auch Gruppen, die an einem Tisch sitzen und dennoch mit SMS oder Whatsapp kommunarie­n nizieren. Was wiederum an jene Geschichte erinnert, in der eine Besucherin sich über ein Baby beugt, meint, „so hübsch“– und die Mutter erwidert: „Wenn du erst die Fotos von ihr siehst, da ist sie noch entzückend­er!“

Als „Alone together“(zusammen allein) beschreibt die US-Soziologin Sherry Turkle die Veränderun­gen von Beziehunge­n durch das Handy und sie warnt vor einem massiven Anstieg von Autismus. a ja, ein Autor muss auch PR-Agent in eigener Sache sein, und Weltunterg­angsszein

Nverkaufen sich gut. Was wieder beruhigt? Dass sich auch in smartphone­freien Zeiten Menschen angeschwie­gen haben. In jener Steinzeit, in der ein Fernsehver­bot für Kinder noch Höchststra­fe war. Und in der jene, die seit Tagen in der „Echtwelt“mit Handy und Pokémon-Spiel-App bewaffnet selbst in Spitäler eindringen, um virtuelle Pokémon-Figuren zu finden, an Psychiater verwiesen worden wären . . .

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