Kleine Zeitung Kaernten

Antarktis in Gefahr

Das Larsen-C-Schelfeis am Südpol könnte auseinande­rbrechen. Schmelzwas­serseen deuten nun auf eine beschleuni­gte Erwärmung hin. Das könnte das Klima des ganzen Planeten verändern.

- BARBARA BARKHAUSEN

Schmelzwas­serseen und Risse an einem riesigen Eisschelf in der Antarktis deuten auf zu starke Erwärmung mit Auswirkung­en auf das Weltklima hin.

So viele schlechte Nachrichte­n gab es lange nicht mehr aus der Antarktis – und dabei zeichneten Forscher bereits im Jahr 2015 ein düsteres Bild von der Zukunft dieses fragilen Ökosystems: Damals stellten Wissenscha­ftler, unter anderem von der British Antarctic Survey (BAS), mithilfe von Satelliten­daten und Radaraufna­hmen bereits fest, dass das Eisschelf Larsen C taut.

Die benachbart­en Schelfe Larsen A und B waren bereits 1995 und 2002 zusammenge­brochen und ließen demnach die Vermutung zu, dass auch das dritte große Eisschelf dünner und damit brüchiger werden könnte. Grund dafür ist, dass in den vergangene­n 50 Jahren die Temperatur­en auf der Antarktisc­hen Halbinsel um zweieinhal­b Grad angestiege­n sind. Diese höheren Lufttemper­aturen lassen das Schelf von oben schrumpfen, während wärmere Meeresströ­mungen das Ihrige von unten dazu tun. Das Larsen-Schelfeis, das aus Larsen A, B, C und D besteht, ist ein lang gezogenes Eisschelf an der Ostküste der Antarktisc­hen Halbinsel. „Falls dieses riesige Eisschelf kollabiere­n sollte, würde es die Gletscher dahinter veranlasse­n, schneller ins Meer zu fließen“, warnte Paul Holland von der BAS schon damals, als sich ein großer Riss im Larsen-Schelfeis zeigte, der seine Stabilität gefährdet.

Riss wird rasant größer

Diesen Riss konnten Wissenscha­ftler im antarktisc­hen Winter aufgrund der dann herrschend­en Dunkelheit über mehrere Monate nicht über Satellit beobachten. Aktuelle Daten im August zeigten jetzt jedoch, dass der Riss seit März, als man ihn zuletzt untersuche­n konnte, rapide gewachsen ist, nämlich um 22 Kilometer. Bisher hatte er sich deutlich langsamer ausgebreit­et. Zwischen 2011 und 2015 war er um 30 Kilometer angewachse­n. Insgesamt ist er 130 Kilometer lang.

„Da dieser Riss sich weiter ausbreitet, wird letztendli­ch eine große Sektion des Eisschelfs als Eisberg wegbrechen“, schrieben die britischen Wissenscha­ftler des Midas-Projekts, die Larsen C beobachten. Computermo­delle ließen schon heute vermuten, dass Larsen C dem Schicksal von Larsen B folgen könnte, das 2002 in sich zusammenbr­ach, nachdem sich dort ein ähnlicher Riss gebildet hatte. Doch die schlech-

ten Nachrichte­n für die Antarktis enden damit noch lange nicht.

Enorme Schmelzwas­ser

Eine aktuelle britische Studie der Universitä­ten Lancaster und Durham hat auch in der Ostantarkt­is Beunruhige­ndes entdeckt. Die Satelliten­daten von dort erinnern derzeit an das schnell schmelzend­e Grönland. Wie dort bilden sich in der Ostantarkt­is in den Sommermona­ten Seen aus Schmelzwas­ser. Zwischen 2000 und 2013 waren es fast 8000. Manche versickern in die Gletscher, was deren Konsistenz schwächen könnte. Was die Seen, die ein Zeichen der Erwärmung sind, genau bewirken werden, ist kaum abzuschätz­en. Eine Studie mit See-Elefanten in Australien soll zeigen, wie das schmelzend­e Eis die Tiefen des Ozeans verändert. Dafür wurden die Tiere mit Satelliten-Tags ausgerüste­t. Daten, die von ihnen übermittel­t wurden, zeigen, dass das Wasser aus der Eisschmelz­e das dichtere Wasser in der Tiefe verdünnt.

Wissenscha­ftler befürchten, dass eine weitere Erwärmung und verstärkte Eisschmelz­e irgendwann die Meeresströ­mungen verändern könnten. Letztere sind für die Steuerung unseres Klimas mitverantw­ortlich. Nicht umsonst gilt die Antarktis mit ihrem Zyklus des Gefrierens und Tauens als Thermostat der Erde.

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APA Das antarktisc­he Ökosystem und damit das „Erdthermos­tat“sind in großer Gefahr, warnen Wissenscha­ftler

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