Ein rot-weiß-roter Lichtblick
Barbara Haas feiert am Dienstag bei den US Open ihre MajorPremiere. Das Negativgerede über das österreichische Damen-Tennis kümmert die 20-Jährige wenig.
Öffentliche Schelte kümmert mich wenig. Ich versuche, meine Leistung abzurufen und schätze produktive Kritik“, sagt Barbara Haas zum dauernden Negativ-Reden des heimischen Damen-Tennis. Ihr Trainer Jürgen Waber spricht das allgemeine Mentalitätsproblem in Österreich an: „Da das Damen-Tennis zurzeit weltweit die wichtigste und professionellste Frauen-Sportart ist, ist es schwierig für unsere Mädels. Man braucht nichts schönreden, aber man sollte sich als Sportler auch nicht täglich rechtfertigen müssen.“
Außerdem ist da ja ein Lichtblick. Das letzte Grand-SlamTurnier des Jahres steht vor der Tür und eine junge Oberösterreicherin ist mittendrin statt nur dabei. Sie, das ist Barbara Haas, 20 Jahre jung und Österreichs Nummer zwei im WTARanking. Haas wird am Dienstag gegen Timea Babos aus Ungarn bei den US Open ihre Major-Premiere feiern: „Mein erstes Grand-Slam-Hauptfeld ist überwältigend. Natürlich ist Babos eine gute Spielerin und als Nummer 31 des Turniers ein eher schwieriges Los, aber trotzdem glaube ich an mich. Auch wenn die Dimension dieses Turnieres an sich, die Stadt, die Atmosphäre, einfach alles noch beeindruckender als anderswo sind.“
Mit sechs Jahren lief die Blondine erstmals der gelben Filzkugel hinterher: „Seit ich denken kann, war Tennis meine größte
Leidenschaft.“Schon in jungen Jahren wurde man auf das Talent aufmerksam. Mit 14 gelang ihr der Sprung an die Spitze der europäischen U14-Rangliste, bei den Juniorinnen-Majors sammelte sie Erfahrung. Seit drei Jahren trainiert die aktuelle Nummer 140 der Welt mit Jürgen Waber und Ex-Profi Sybille Bammer im Leistungszentrum in Linz. „Für mich sind hier die Bedingungen einfach perfekt. Speziell die Nähe zu meiner Heimat Weyer und meiner Familie ist toll.“
Haas, die Perfektionistin
Die Fedcup-Spielerin ist laut ihrem Trainer „ein bodenständiger, positiver Mensch. Sie hat ihren eigenen Kopf, aber sie vertraut mir und lässt sich auch führen, wenn es drauf ankommt.“Auf dem Court wirkt Haas, die Justine Henin als Vorbild hat, ruhig und in sich gekehrt: „Ich konzentriere mich auf mein Spiel. Klar gibt es Momente, in denen man ausflippt, da muss es auch bei mir einmal raus, das ist normal“, sagt Haas, die ihr aggressives, konstantes Grundlinien-Spiel, ihre Fitness und ihre Psyche als ihre Stärken nennt. In den nächsten Monaten will sich Haas in den Top 100 etablieren: „Ein Zwischenziel. Künftig möchte ich auf WTA-Ebene und bei Grand Slams ein Wörtchen mitreden.“
Auch wenn Tennis den größten Teil ihres Lebens bestimmt, kurvt Haas, die seit über drei Jahren glücklich vergeben ist, in ihrer Freizeit gerne durch den Pulverschnee, tischt kulinarische Köstlichkeiten auf und genießt die Zeit mit der Familie.