Thiems erster Auftritt
Nach der tollen ersten Jahreshälfte musste Dominic Thiem seiner Rastlosigkeit Tribut zollen. Auch nach den US Open wird es für den 22Jährigen nicht ruhiger: ein schmaler Grat.
Dominic Thiem startet heute gegen John Millman in die US Open. Sein bereits 21. Turnier in der laufenden Saison.
Wenn Dominic Thiem heute bei den US Open in seinem Auftaktmatch gegen den Australier John Millman den Ball über die Netzkante wuchtet, ist es das 21. Turnier in diesem Jahr, bei dem sich der Lichtenwörther die Ehre gibt. Die bisherige Statistik liest sich prinzipiell äußerst prächtig – 49:16 Siege in dieser Saison bescherten dem 22Jährigen das Halbfinale in Paris sowie vier Turniertitel. Nur Novak Djokovic hat mit 51 noch um zwei Siege mehr auf seinem Konto – allerdings hamsterte der Weltranglistenerste diese innerhalb von nur elf Turnieren. Machte also quasi die Hälfte jener Reisen, die Thiem heuer bereits in den Beinen und auf dem Buckel hat.
Das Momentum
Keine Frage, der Weltranglistenzehnte hatte bis Mitte Juni in Halle das Momentum auf seiner Seite und eine stetige Verbesserung im Ranking am Radar – wer denkt da schon an eine Pause? Diese holte sich sein Körper dann aber ohne „Einwilligung“des Österreichers: Schon beim Zweitrunden-Aus in Wimbledon waren die Batterien des Lichtenwörthers leer, zwei Tage später sagte sein Körper endgültig „Aus!“– Thiem flog nicht nach Hamburg, sondern mit einer Nebenhöhleneiterung ins Bett.
Nach acht Tagen Bettruhe kehrte der Niederösterreicher in Kitzbühel wieder auf die Bühne zurück, musste der Zwangspause jedoch Tribut zollen und verlor gleich zum Auftakt gegen Jürgen Melzer. Warum Thiem an der Seite seines Freundes Dennis Novak dennoch den Doppel-Bewerb bestritt (dort ging es bis ins Endspiel), darf jedoch hinterfragt werden. „Das bin ich den heimi- schen Fans schuldig“, meinte der Österreicher, der zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits unter Hüftbeschwerden litt. Die Folgen: Aufgabe zum Auftakt in Toronto gegen Kevin Anderson beim Stand von 1:4, drei Wochen Verletzungspause, Absage beim Turnier in Los Cabos und die Erkenntnis: „Ich habe sehr viel gespielt. Jetzt will der Körper eine Pause. Man kann es ihm nicht verübeln.“Vor zwei Wochen stieg Thiem dann in Cincinnati wieder in die Tour ein. Nach einem Freilos zum Auftakt gewann er in der zweiten Runde gegen Millman mit 7:5, 6:1 – es war sein erster Sieg
seit 29. Juni (Auftakterfolg über Florian Mayer in Wimbledon).
Die Rechnung
Der Österreicher, der als einer der fittesten Spieler gilt, bekam also in der zweiten Saisonhälfte bislang die Rechnung für seine (teils natürlich auch unausweichliche) Rastlosigkeit präsentiert. Und das letzte Jahresviertel wird nicht entspannter: Nach New York schlägt Thiem noch in Metz, Tokio, Schanghai, Wien sowie Paris auf und spitzt noch auf ein Ticket für das Masters in London. Bleibt nur zu hoffen, dass er nun besser auf seinen Körper hört.