Doskozil will nicht jahrelang diskutieren
Nach den Spielen in Rio wird der Sportminister das Fördersystem umkrempeln: „Man muss das Geld dorthin geben, wo wir gut sind.“
ÖOC-Vizepräsident Peter Schröcksnadel sagte gestern: „Man kann die Kuh nicht doppelt erfinden.“
Ein Satz, der ähnlich viel Interpretationsspielraum lässt wie die Bilanz der Olympischen Sommerspiele 2016. Eine Bronzemedaille im Segeln, kein vierter Platz, sechs fünfte und zwei sechste Plätze. Die Bandbreite reichte von Rang 3 bis 64. Rechnet man den mathematischen Schnitt aller gewerteten rotweiß-roten Athleten in Rio aus, wurde der Österreicher . . . ...25. Das ist nicht gerade sehr super. Aber man kann das Pferd ja auch von hinten aufzäumen. „Seit Olympia 2008 ist die Schraube nach unten gegangen“, sagt Peter Schröcksnadel, der das Projekt Rio als Chefkoordinator leitete, mit dem den Sportlern insgesamt 20 Millionen Euro als zusätzliche Fördermaßnahme zur Verfügung gestellt worden waren. „Nach der Nullnummer in London ist es gelungen, die Abwärtsspirale zu stoppen. Ohne dieses Projekt wären die Spiele in Brasilien ein Desaster geworden.“
Es sei sogar eine Trendumkehr gelungen. „Top-Ten-Platzierungen haben vorrangig Sportler zwischen 20 und 25 Jahren erreicht. Jetzt haben wir echte Medaillenchancen in vier Jahren.“
Weil bis dahin aber übrig bleibt, dass Nacra-Bronze durch Tanja Frank und Thomas Zajac recht üppige 20 Millionen Euro gekostet hat, soll das Förderwesen in Österreich – basierend auf dem Projekt Rio – rasch überarbeitet werden.
„Wollen wir Medaillen oder nur dabei sein?“, fragt Schröcksnadel, der sich nach zweijähriger Beratertätigkeit mit der Schlussfeier in Rio aus dem Sommersport zurückgezogen hat. „Wenn wir Medaillen wollen, müssen wir die Limits hinaufschrauben und das Geld richtig einsetzen. Ich bin absolut dagegen, dass Sportarten, die ihre Leistung nicht bringen, gefördert werden.“
Fördergelder in einer Hand
Sportminister Hans Peter Doskozil wird das Fördersystem umkrempeln. Vorerst will sich der Burgenländer auf den derzeit mit rund 40 Millionen Euro geförderten Spitzensport konzentrieren (siehe Grafik). Die Ausschüttung der Fördergelder soll künftig in der Hand einer GesmbH liegen, inder Bundes s port förderungs fonds, das Team Rot-Weiß-Rot und die Sporthilfe zusammengeführt werden. „Es wird nur mehr diese eine Institution geben“, sagt Doskozil. „Man muss sich einmal klar dazu bekennen, dass wir das Geld dorthin geben, wo wir gut sind, wo wir Chancen haben und wo wir gewinnen können.“
Schröcksnadel, der hauptbe- ruflich Ski-Boss ist, brachte es auf den Punkt: „Ein Verband muss eine Vorleistung erbringen mit seinen Sportlern. Dass sie vorher ein gewisses Niveau erreichen. Erst dann werden sie unterstützungswürdig, nicht vorher.“
Das sieht auch Doskozil so: „Es kann nicht nur eine Bringschuld der Fördergeber sein, dass ein Verband funktioniert. Es muss auch eine Holschuld sein.“Die Anzahl der zu fördernden Verbände sei demnach variabel. „Das können heute zehn Verbände sein und in drei Jahren fünfzehn.“
Bedenken, dass es sich um einen Schnellschuss handeln könne, wischte Doskozil vom Tisch. „Wenn man weiß, was das Richtige wäre, muss man es auch umsetzen. In vier Jahren sind die nächsten Sommerspiele. Wenn wir wieder jahrelang diskutieren, werden wir nie zu was kommen.“