Der neue Chef auf dem Platz heißt Jules
Marcel Koller hat entschieden: Der Salzburger Julian Baumgartlinger wird das Nationalteam als Kapitän in die WM-Qualifikation und im Idealfall zur Endrunde nach Russland führen.
Nach dem Rücktritt des Christian Fuchs aus der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft ließ sich der ÖFB bis gestern Zeit, ehe der neue Kapitän präsentiert wurde.
Wer wird’s wohl werden, wenn sich Teamchef Marcel Koller und Julian Baumgartlinger im Happel-Stadion nebeneinander aufs Podium setzen, um die Fragen der Journalisten zu beantworten? a) Hans Krankl b) Christian Fuchs c) Julian Baumgartlinger
Der ideale Mann
„Ich allein habe Jules (sprich: Tschuuls, Anm.) ausgewählt. Er ist der ideale Mann, hat viel Persönlichkeit und bringt Verantwortungsbewusstsein mit“, sagte Koller. Es habe zwar zwei weitere Kandidaten gegeben, aber: „Er ist schon lange dabei, weiß am besten, wie ich ticke und spielt in einer wichtigen Position.“Wichtig sei jetzt, dass Baumgartlinger noch mehr Verantwortung und die Führung auf dem Feld übernehme. „Und dass er nicht nur mit seiner Leistung, sondern auch mit seinem Mundwerk die Initiative ergreift“, sagte der Teamchef.
Für Julian Baumgartlinger, der Mainz nach dem Höhenflug als Kapitän verließ und vor der laufenden Bundesliga-Saison nach Leverkusen wechselte, stellt die höchste Team-Auszeichnung natürlich einen Karrierehöhepunkt dar. „Es ist eine große Ehre, Kapitän zu sein“, sagte der 28-Jährige, der in 48 Länderspielen ein Tor erzielte. „Ich bin mir der Verantwortung bewusst, auf dem Platz, vor allem aber außerhalb. Dort steht man oft noch mehr im Rampenlicht.“
Keine steile Hierarchie
Baumgartlinger sieht sich als Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainerstab und ÖFB-Führungsriege. Schon gestern gab es erste Anweisungen an die Mitspieler. „Damit wir den nächsten Schritt erreichen, müssen alle mehr Verantwortung übernehmen. Es ist nicht mehr so wie früher, dass es in einer Mannschaft einen Leithammel oder eine steile Hierarchie gibt. Die Aufgaben werden nicht auf eine, sondern auf mehrere Schultern verteilt“, sagte der defensive Mittelfeldspieler, der sich, ganz Chef, „nach außen hin immer vor das Team stellen“wird.
Baumgartlinger, dessen Karriere in jungen Jahren bei 1860 München begann, wird gern von TVReportern vor das Mikrofon geholt, wo er ähnlich gute Figur macht wie auf dem Rasen. Fortan wird der Boss bei Pressekonferenzen und Sponsor-Terminen noch mehr gefragt sein. „Ich habe bei Mainz gemerkt, dass dieser Job viel Außendarstellung und Medienarbeit beinhaltet, aber das stellt für mich kein Problem dar“, sagte Baumgartlinger, der seinen Außenauftritt auch in Zukunft auf das Sportliche beschränken wird. Tiefe Einblicke ins Privatleben über diverse Social-Media-Kanäle wie Facebook wird der Kapitän weiter nicht gewähren. „Ich bin bestimmt nicht der Typ, der nach außen geht, was das Privatleben betrifft.“
In sich gehen wird er am Mon-
tag, bevor er hinausgeht auf das Feld in Tiflis und seinen ersten Arbeitsabend beim Münzwurf in Angriff nimmt. In Georgien steht das erste WM-Qualifikationsspiel auf dem Programm. Die Reise soll idealerweise in Russland bei der Endrunde enden.
Laut Teamchef Marcel Koller sind alle 23 Kaderspieler fit. „Wir freuen uns, dass es nach der Euro, die nicht nach Wunsch gelaufen ist, endlich wieder losgeht.“