Übergang und Umbruch
Der Auftakt des Opernreigens war vielversprechend und zeigte: Wer wagt, gewinnt. „The Exterminating Angel“des Briten Thomas Adès geriet zum faszinierenden Hör- und Schaustück, in dem Regisseur Tom Cairns eine höchst indiskrete und uncharmante Bourgeoisie vorführte.
Die „Liebe der Danae“von Richard Strauss mit Franz WelserMöst und den Wiener Philharmonikern war zwar auch ein Fest für Ohren und Augen, aber dennoch hatte die Opulenz auf der Bühne, die locker den Titel „Ausstattung des Jahres“verdient, einen nicht unwesentlichen Makel: Alvis Hermanis ließ eine zwingende Regie vermissen, weil er in dem orientalischen Märchen nur auf L’art pour l’art setzte.
„Glanz, Glitter und Glätte“lautete unsere Kritik auch zu Charles Gounods „Faust“. Alejo Pérez dirigierte die Wiener Philharmoniker behäbig, Reinhard von der Thannen brachte als Ausstatter wirkungsvolles Hochglanz-Design, konnte seine Regiegedanken aber nicht auf die Bühne übersetzen. Die graue Theorie überstrahlten Piotr Beczalas farbig leuchtender Tenor und der Rest des Ensembles.
Bernsteins „West Side Story“mit Cecilia Bartoli war wie zu Pfingsten ein ausverkaufter Renner. Der dreiteilige Mozart/DaPonte-Zyklus aus den vorangegangenen Sommern blieb auch mit ein bisschen Regiekosmetik von Sven-Eric Bechtolf blass.
Mit den konzertanten Opernaufführungen hatte man weit mehr Glück: Anna Netrebko adelte an der Seite ihres Mannes Yusif Eyvazov Puccinis „Manon Lescaut“. Plácido Domingo hatte in Massenets Rarität „Thaïs“mit der lettischen Sopranistin Marina Rebeka eine famose Einspringerin zu Seite. Und Otto Nicolais Mittelalterdrama „Il templario“mit dem Startenor Juan Diego Floréz geriet zur hübschen Entdeckung.