Eine stilsichere Erzählerin
Sie hat einen Golden Globe und einen Oscar: Die dänische Regisseurin Susanne Bier über „The Night Manager“, ihre erste Arbeit fürs Fernsehen.
The Night Manager“ist längst nicht John le Carrés spannendstes Buch. Aber die dänische Regisseurin Susanne Bier, die in Arthouse und Hollywood gleichermaßen zu Hause ist, macht aus einer plakativen Story an schönen Schauplätzen um einen Ex-Soldaten (Tom Hiddleston), der für die Briten auszog, den Tod einer Geliebten durch einen Waffenschieber (Hugh Laurie) zu rächen, eine hoch spannende wie stilsichere Erzählung über Gut und Böse, über Verführung und Macht.
Wie kam es aber zu dem Entschluss, fürs Fernsehen zu arbeiten? „Das wollte ich schon eine ganze Weile lang, die besten Bücher gibt es derzeit einfach beim Fernsehen“, gesteht Susanne Bier, „zudem war ich immer schon auf alle neidisch, die mit John-le-Carré-Stoffen arbeiten durften. Was noch dazukommt: Es ist einfach irrsinnig aufregend, für eine Geschichte sechs Stunden statt zwei Stunden Zeit zu haben, das macht natürlich einen enormen Unterschied. Das ist wie ein Roman im Gegensatz zu einem Gedicht oder einer Kurzgeschichte.“ Die 56-Jährige konkretisiert: „Man hat mehr Platz für Umwege und Nebenfiguren, und das ist sehr, sehr spannend. Ansonsten ist es nicht so rasend anders, es geht letztlich immer darum, ob eine Szene funktioniert. Es ist so, wie wenn man auf drei Schachbrettern nebeneinander spielt.“
Für die Rolle des Waffenhändlers hat sie jemanden gebraucht, der auch charmant sein kann. Wusste Bier aber von vornherein, dass Hugh Laurie auch gefährlich sein kann? „Ach, auch wenn man ihn privat trifft, kann er ganz schön gefährlich sein. Er ist ein unfassbar intelligenter Mann mit einem sehr scharfen Humor. Er ist gutmütig und lustig. Hugh hat aber eine fast schon körperliche Verachtung für Heuchelei. Das macht ihn verrückt. Und das befruchtet sein komisches Talent. Diese Energie spürt man auch beim Schauspielen. Davon lebte ja letztlich auch ,Dr. House‘“, lacht Bier. The Night Manager: Auf Amazon Prime und als DVD-Box bei Concorde. ORF eins zeigt Teil zwei am 4. 9. um 22.30 Uhr.