Gesenkte Köpfe
E in gesenkter Kopf kann vielerlei bedeuten: Den mächtigen hörnerbewehrten Schädel drohend geneigt, steht der Stier beim grausamen Spektakel der spanischen Corrida de Toros in der Arena Auge in Auge dem Matador gegenüber.
Goya und Picasso berauschten sich am blutigen Schaukampf zwischen Mensch und Tier, der ewigen Fehde zwischen „Mann und Ungeheuer“, wie Hemingway schwärmte, der dem Stierkampf ebenfalls hoffnungslos verfallen war.
Heute sind die Süchte der Menschen kleinformatiger geworden. Mit gesenkten Köpfen sieht man Männer und Frauen, Junge und Alte in Bus, Straßenbahn und Metro sitzen oder in besonders schweren Fällen sogar durch die Straßen schlurfen, den Blick starr aufs Handy gerichtet.
Was für einen Kontrast bilden dazu die anmutig geneigten Häupter der Madonnen von Raffael und Leonardo! Andacht, Ergebenheit und oft auch eine Vorahnung von Kummer und Schmerz drücken sich in ihren nach innen gekehrten Blicken aus.
D onald Trump, das lässt sich zweifelsfrei sagen, ist da der eher extrovertierte Typ. Gereizt wie ein spanischer Stierbulle und unablässig Schmähungen am Handy twitternd, dominierte der Milliardär lange Zeit den US-Wahlkampf, und es schien, als könne nichts ihm etwas anhaben.
Doch jetzt hat Donald den Bogen überspannt. Erst versetzte er seine Landsleute mit sexistischen Ausfällen in Aufruhr. Dann ließ er in der letzten TV-Debatte mit seiner Rivalin Hillary Clinton in Las Vegas offen, ob er das Wahlergebnis anerkennen werde, und brach damit mit der Tradition der friedlichen Machtübergabe – ein kapitaler Fehler, der ihn im fairnessversessenen Amerika den Wahlsieg kosten könnte.
Trump und seine Familie schienen das nach dem Duell in Vegas zu erfassen. Ihre gesenkten Köpfe und betretenen Mienen sagten mehr als tausend Worte. Hier an diesem Abend, so lautete die unverklausulierte Botschaft, verlässt ein geschlagener Mann die Kampfarena. Und das sonst so bildgewaltige Hinter-einem-Stehen der eigenen Sippe verlor plötzlich alles Schützende.