Kleine Zeitung Kaernten

Wie Noah Saavedra Egon Schiele wurde

Noah Saavedra (25) wurde von seinem ersten Casting weggeschic­kt, weil seine Erotik zu erwachsen war. Nun spielt er Egon Schiele.

- Von Luigi Heinrich

S

ie sind in Oberpullen­dorf geboren, haben chilenisch­es Blut in den Adern. Wie geht das?

NOAH SAAVEDRA: Meine Familie musste vor den PinochetSc­hergen fliehen. Auf dem Umweg über Mosambik kam die Mama nach Wien und hat meinen Vater kennengele­rnt. In Oberpullen­dorf war ich nur die ersten drei Tage meines Lebens.

Wie das?

Meine Mutter wollte mich unbedingt in der alternativ­en Gebärklini­k mit Entbindung­sbadewanne zur Welt bringen. Dann wurde ich Wiener. Momentan lebe ich in Berlin, wo ich die Ernst-Busch-Schauspiel­schule besuche. Bis zum Abschluss brauche ich noch drei Jahre.

Wie kamen Sie dann zu einer so tollen Filmrolle?

Zufall. Mit der Schauspiel­erei habe ich erst mit 21 angefangen. Durch die Aktion „Junge Burg“landete ich beim Schauspiel. Mein erstes Casting hatte ich bei der Agentin Eva Roth für einen ganz anderen Film, doch sie meinte: Das wird nix. Meine Erotik wäre zu erwachsen. Durch Zufall bekam ich den „Egon Schiele“-Text in die Hände, Regisseur Dieter Berner kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht.

Wie wurden Sie Egon Schiele?

Regisseur Dieter Berner hatte wohl ein genaues Auge. Er sah in mir ein „von der Mama gefeiertes Wunderkind“. Egon Schieles Mutter hatte erkannt: Der Bub malte großartig.

Und Sie?

Ich war auch das Wunderkind meiner Mutter. Ich bekam von ihr viel Liebe und Zuversicht. Dieter Berner meinte: „Du hast diese gewisse Arroganz, die Kinder haben, wenn sie von ihren Eltern sehr geliebt werden.“

War der erste Drehtag schwierig?

Ja, weil ich gleich in eine hoch-

emotionale Szene einsteigen musste. Das war der Augenblick, als Schieles Schwester beichtet, dass sie ein Kind erwartet. Und dass sie Peschka, den Vater des Kindes, heiraten wollte. Da flippt Schiele, der zur Schwester eine ganz eigene Beziehung hatte, völlig aus.

Wie war Ihnen zumute, als Sie den fertigen Film sahen?

Das war nicht leicht. Weil ich viele Situatione­n an den Drehtagen plötzlich vor Augen hatte. Was ich gerade gegessen hatte, worüber gestritten wurde und dass ich manchen Text erst nach 14, 15 Wiederholu­ngen gestemmt hatte. Und manchmal habe ich mich geschämt, dass ich in meinen Augen nicht genug Schiele war, sondern nur probiert hatte, Schiele zu sein.

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APA/HERTEL Noah Saavedra ist derzeit als Egon Schiele in „Tod und Mädchen“in unseren Kinos

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