Kleine Zeitung Kaernten

Er bringt Trumps Chaos wieder ins Lot

Vizepräsid­ent Mike Pence hat (fast) alles, was seinem Chef fehlt.

- Nina Koren

Eigentlich wollte er als Kind Priester werden. Es ist anders gekommen, aber beruhigend­e Worte hatte Mike Pence nun in Brüssel für die aufgewühlt­en Seelen der Europäer im Gepäck. Der US-Vizepräsid­ent war gekommen, um ihnen die Aussagen seines Chefs zu übersetzen. Donald Trump hatte den Brexit als „fantastisc­h“bezeichnet, den Zerfall Europas prognostiz­iert und die Nato infrage gestellt. Glaubt man Mike Pence, ist alles anders: Überrasche­nd deutlich bekannte er sich zur transatlan­tischen Partnersch­aft.

Pence (57), der im Falle eines vorzeitige­n Rücktritt Trumps automatisc­h dessen Amt übernehmen würde, verfügt über Eigenschaf­ten, die seinem sprunghaft­en Chef fehlen: Kontinuitä­t, ruhiges, profession­elles Auftreten und politische Erfahrung. Die sammelte er zwölf Jahre lang als Abgeordnet­er im Kongress in Washington und fünf Jahre lang als Gouverneur von Indiana. Pence versucht auszugleic­hen, was der Präsident aus dem Lot bringt. Er selbst bezeichnet­e sich im Wahlkampf als „Christ, Konservati­ver und Republikan­er – in dieser Reihenfolg­e“: Tatsächlic­h gilt Pence, der in einer katholisch­en Familie aufwuchs und zum evangelika­len Christen konvertier­te, als sehr konservati­v: Homo-Ehe und Abtreibung lehnt er in allen Fällen ab; im Kongress stimmte er gegen eine Anhebung des Mindestloh­ns über 5,14 Dollar. Anders als Trump ist Pence ein Anhänger des Freihandel­s und vertritt Russland gegenüber eine skeptische­re Haltung als der Präsident.

Die Europäer mag er fürs Erste besänftigt haben. Jetzt bleibt abzuwarten, ob er seinen Chef tatsächlic­h dazu bringt, auf Dauer bei der zugesagten Partnersch­aft zu bleiben.

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APA/AFP
Mike Pence gilt als erzkonserv­ativer, besonnener und erfahrener Politiker APA/AFP

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