Digitalisierung erfordert Innovation mit Ethik
D isruptive Technologien verändern gerade die Welt und werfen viele ethische Fragen auf: Wie weit geht die Entwicklung humanoider Roboter? Wie erfasst jeden die Vernetzung durch das Internet der Dinge? Welche Wachstumspotenziale und -grenzen öffnet die Industrie 4.0? Wie nützt und bedroht die Flut von Big Data das Individuum? Wie kontrollierbar sind Systeme in Richtung künstlicher Intelligenz? So die Gesellschaft die Gefahr der Schrankenlosigkeit als Lehre aus der Finanzkrise gezogen hat, muss sie an die ungeahnten Möglichkeiten der Digitalisierung überlegt herangehen. Es geht um ein neues Denken in Unternehmen, um ganzheitliche Business-Modelle, um eine Transformation in eine innovative und enkeltaugliche Zukunft.
Doch derzeit ist die Wirtschaft zu sehr einem überkommenen Wachstumskreislauf von produzieren, verbrauchen und wegwerfen verhaftet. Im Mittelpunkt von Innovation müssen stattdessen regenerative Kreisläufe stehen, nutzerorientierte Produkte und Dienstleistungen, die nachhaltig wirken. Jedes Unternehmen sollte bei sich überprüfen, ob es dem Gründergeist und den Skills für das innovatorische Zeitalter der Digitalisierung entspricht.
Fortschrittliche Unternehmen und Organisationen – oder Regierungen? – wenden als moderne Innovationsmethode das an der Stanford University entwickelte Design Thinking an. Es richtet den Blick auf den Kundennutzen und schafft mit interdisziplinären Teams in experimentellen Räumen mit frühem Prototyping ein höchst innovationsförderndes Klima. Design Thinking, das den Menschen über die Technologie stellt, überwindet analytische Profitorientierung mit kreativer Denkkultur, die Probleme löst, indem Kundenbedürfnisse im Mittelpunkt stehen.
Innovation für sich ist noch kein Wert, daher ist der wichtige nächste Ansatz, sie mit Ethik eng zu verbinden. Entwicklungen können so faszinierend wie abschreckend sein. Ethik stellt dazu keinen moralischen Zeigefinger auf, aber Fragen, ob Innovationen mit Werten der Gesellschaft einhergehen. Nur was darauf ausgerichtet ist, hat auch ökonomisch nachhaltigen Wertbestand.
„Innovation für sich ist noch kein Wert, daher ist der wichtige nächste Ansatz, sie mit Ethik eng zu verbinden.“
Martina Uster ist Geschäftsführerin des Wirtschaftsethik-Institutes Weiss