Bauen am eigenen Monument
K önnte man die Spuren von Marcel Hirschers beiden Slalomläufen mit Farbe im Schnee markieren, hätten die St. Moritzer ein besonderes Kunstwerk an ihrem Hausberg. Kurven wie vom Zirkel gezogen, mit Leidenschaft und Freude in die Unterlage gefräst. „Das war befreites Skifahren“, sagte der Weltmeister. Und das war ihm bei jedem einzelnen Schwung anzusehen: kein Zögern, kein Zittern, kein noch so kleiner Rutscher. Perfektion.
Es war ein Triumph, der ihn noch etwas näher an die großen Legenden seiner Sportart heranrückte. Der letzte Mann, der das WMDouble aus Slalom und Riesenslalom geschafft hatte, war Alberto Tomba im Jahr 1996. Sechs Titel hat er bisher errungen. Nimmt man noch hinzu, dass er wohl am Ende der Saison zum sechsten Mal die große Kristallkugel für den Triumph im Gesamtweltcup in Empfang nehmen wird, ergibt das ein beeindruckendes Palmarès. Hirscher verlässt St. Moritz als erfolgreichster Athlet dieser WM. Doch er hatte seine Freude kaum richtig formuliert, da wurde er bereits auf die noch bestehende Lücke in der Erfolgsbilanz angesprochen. Der sechsfache Weltmeister war noch nie Olympiasieger, und in der kommenden Saison stehen Winterspiele in Südkorea an. Österreich lässt ihn schon heute spüren, dass Gold von ihm erwartet wird. Hirscher steht vor einer letzten großen Mission.