Verkannter Künstler
D ass eine musische Ader nicht vor Gewalttätigkeit schützt, wissen wir spätestens seit Nero, der mit der Lyra in der Hand den Brand Roms besungen haben soll. Gleiches kennt man von Adolf Hitler. Nicht auszudenken, wie sich das 20. Jahrhundert entwickelt hätte, wenn der Ansichtskartenmaler aus Braunau die Aufnahme an die Akademie in Wien geschafft hätte. Aber auch die heutige Weltpolitik ist voll von fehlgeleiteten Malern oder Schauspielern. Nun hat der abgesprungene nordkoreanische Diplomat Thae Yong- ho in einem BBC-Interview verraten, dass Kim Jong-un am liebsten Gitarre spielt und ein Verehrer von Eric Clapton sei. Beim Besuch eines Londoner Konzerts von „Mister Cocaine“habe Kim „Tränen in den Augen“gehabt.
Im Sinne des Weltfriedens wünschen wir dem Diktator daher viele gemeinsame Gigs mit seinem Idol und den baldigen Durchbruch als Rockstar. Nichts ist nämlich gefährlicher als ein verkanntes Genie, das mit Bomben und Raketen – Kim Jong-bumm! – um Anerkennung bettelt.