Sie nehmen es mit Humor.
KÄRNTNERINNEN DES TAGES. Nicole und Birgit Radeschnig begeistern mit Musik-Kabarett. Das neue Programm spielt das Duo nun erstmals in Kärnten.
Nicole und Birgit Radeschnig begeistern mit Musik-Kabarett erstmals auch in Kärnten.
Übersehen kann man sie nicht, überhören aber auch nicht. Die Zwillingsschwestern Nicole und Birgit Radeschnig (32) aus Völkermarkt wirken zwar zart, sind auf der Bühne aber die reinsten Energiebündel. Neben gekonntem Sprachwitz im breiten Kärntner Dialekt wird das Publikum auch gerne mit herrlich schrägen Tönen zum Schmunzeln gebracht.
Im November des Vorjahres bekamen sie für ein gemeinsames Projekt mit dem Kärntner Hosea Ratschiller den „Österreichischen Kabarettpreis“verliehen, im Mai 2017 folgt der „Salzburger Stier“. Nicole und Birgit Radeschnig haben die Musik für Ratschillers Stück „Der allerletzte Tag der Menschheit“geschrieben.
Am kommenden Freitag haben die beiden einen ihrer seltenen Heimauftritte. Ihr aktuelles „Zimmer Küche Kabinett“hat im Jazz-Club Kammerlichtspiele in Klagenfurt Kärnten-Premiere. Die Zwillingsschwestern verkörpern darin das Gedankenspiel, das Für und Wider einer Medizinstudentin. „Unsere Generation hat einen sehr nachdenklichen Ruf. Wenn einem so viele Möglichkeiten offenstehen, ist man oft gehemmt, zu handeln“, sagt Birgit. Bei den unterhaltsamen Dialogen im Kopf werden auch Facebook und Co. aufs Korn genommen. „Die Studentin hat sich in ihr Kinderzimmer zurückgezogen und bezieht sämtliche Informationen nur noch über soziale Netzwerke“, erklärt Nicole.
Zwischen ihren zahlreichen Auftritten – mittlerweile auch in Deutschland und der Schweiz – kommen die Zwillingsschwestern immer gerne in ihre Heimatstadt Völker- markt zurück. „Es war extrem idyllisch, hier aufzuwachsen. Vor unserer Haustüre gab es auch einen Wald. Ein wahres Paradies für Kinder“, erzählt Birgit. „Wir hatten auch sehr viele Freiheiten. Unsere Eltern haben uns vormittags rausgelassen und am Nachmittag wieder eingesammelt. Teilweise mussten Sie uns von Baumwipfeln bergen oder aus Sümpfen ziehen“, erinnert sich Nicole.
Seit ihrer Kindheit stehen die Schwestern auch auf der Bühne. Sie waren von der Bauernkapelle bis zur Theatergruppe in vieProgramm len Vereinen aktiv. Nach der Teilnahme bei der Sommertheaterakademie in Graz stand für sie fest, dass sie hauptberuflich auf der Bühne stehen wollten. Einen Plan B gab es nie. Bereits mit 18 Jahren ließen sie das idyllische Örtchen St. Agnes bei Völkermarkt hinter sich und zogen nach Wien, wo sie musikalisches Unterhaltungstheater am Konservatorium studierten.
Für ihr erstes Programm „Nach Kärnten“wurden sie mit dem Grazer Kleinkunstvogel ausgezeichnet. „Das hat uns die Türen geöffnet“, erinnert sich Birgit. Seither haben sie vier
Programme geschrieben und sind bereits mit Josef Hader und Michael Niavarani auf der Bühne gestanden.
Rund zwei Jahre schreiben die zweieiigen Zwillingsschwestern an einem Programm. „Ich bin ständig auf Ideensuche“, sagt Birgit. Trotz der äußerlichen Ähnlichkeit gibt es einige Charakter-Unterschiede: „Nicole ist impulsiver, ich bin nachdenklicher. Wenn man das mit einer Buchhandlung vergleicht, dann ist Nicole die Abteilung Sachbuch und ich bin die Abteilung Philosophie“, mein Birgit.
Obwohl ihr Lebensmittelpunkt in Wien liegt, haben sie den Kärntner Dialekt behalten, um authentisch zu bleiben. Von ihrer Kindheit in Völkermarkt ziehen sie eine Parallele zu ihrem derzeitigen Leben. „Als Kinder sind wir gerne auf Bäume geklettert. Wir sind zwar immer wieder runtergefallen, aber nachdem sich der Schreck gelegt hat, wollten wir noch höher rauf. Das härtet ab, wenn man’s unbeschadet übersteht“, sagt Birgit.
Diese Einstellung benötigen sie auch, denn wenn man als Frau in einer Männerdomäne wie dem österreichischen Kabarett Fuß fassen möchte, muss man eine „Stehauf-Frau“sein. Nicht selten kommt es vor, dass die Radeschnigs die einzigen Frauen im Programm sind. „Wir werden oft als Quotenfrauen angekündigt, was uns sehr ärgert. Der Titel Quotenfrau sagt ja im Prinzip, dass man nicht eingeladen wurde, weil man gut ist. Man hat zwar die Chance, das Gegenteil zu beweisen, aber das Publikum steigt mit einer Grundskepsis ein“, sagt Birgit. Zum Glück tue sich aber gerade einiges beim weiblichen Nachwuchs in der Kabarettszene.