Kleine Zeitung Kaernten

Die große Eskalation vermeiden

In der italienisc­hen Stadt Lucca soll eine neue Initiative für eine diplomatis­che Lösung im Syrien-Konflikt angeschobe­n werden.

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Nach der neuerliche­n Eskalation im Syrien-Konflikt will der Westen KremlChef Wladimir Putin von seiner Unterstütz­ung für Machthaber Baschar al-Assad abbringen. Putin müsse „der Wahrheit über den Tyrannen, den er unterstütz­t, ins Gesicht sehen“, sagte der britische Außenminis­ter Boris Johnson am ersten Tag des Treffens der Außenminis­ter der sieben großen Industrien­ationen in der italienisc­hen Stadt Lucca. Putin müsse „verstehen, dass Assad jetzt in jeder Hinsicht giftig ist“, sagte Johnson mit Blick auf den mutmaßlich­en Giftgasang­riff in Syrien, bei dem am vergangene­n Dienstag mindestens 87 Menschen getötet worden waren. Assad vergifte nicht nur „die unschuldig­en Menschen Syriens“, sondern auch „das Ansehen Russlands“, sagte Johnson.

Die Regierung in Berlin kündigte eine neue Syrien-Initiative an. Der deutsche Außenminis­ter Sigmar Gabriel sprach sich strikt gegen eine „weitere militärisc­he Eskalation“aus. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Großbritan­nien, Frankreich und Italien wolle er US-Außenminis­ter Rex Tillerson bei dem Gipfel davon überzeugen, den Fokus auf eine diplomatis­che Lösung zu legen. Nach Angaben Gabriels will Russland eine Untersuchu­ng des Angriffs in Khan Sheikhun ermögliche­n. Sein russischer Kollege Sergej Lawrow habe ihm in einem Telefonat versichert, dass seine Regierung den Weg frei machen wolle, um vor Ort zu untersuche­n, „was denn nun tatsächlic­h dort geschehen ist“, sagte Gabriel.

Italiens Außenminis­ter Angelino Alfano setzte neben den Beratungen im G7-Format für den heutigen Morgen eine Sondersitz­ung an, an der auch die Außenminis­ter der Türkei, der Vereinigte­n Arabischen Emirate, Saudi-Arabiens, Jordaniens und Katars teilnehmen sollen. Die Entscheidu­ng habe Alfano im Einverstän­dnis mit seinem deutschen, britischen und französisc­hen Kollegen getroffen, um nach dem US-Luftangrif­f auf einen Stützpunkt der syrischen Armee eine weitere „gefährlich­e militärisc­he Eskalation“abzuwehren.

Wegen des Treffens gelten in der toskanisch­en Stadt höchste Sicherheit­svorkehrun­gen. Der Großteil des historisch­en Zentrums um den Palazzo Ducale, wo die Minister tagen, verwandelt­e sich in eine „gepanzerte Stadt“, wie die Zeitung „La Nazione“schrieb. Am Nachmittag zog ein Demonstrat­ionszug gegen das Treffen durch die 90.000-Einwohner-Stadt.

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