Immer mehr arbeiten solo
Schon 53 Prozent aller Kärntner Unternehmen sind Ein-PersonenUnternehmen. Und werden mehr. 27 Prozent von ihnen sind sogar international tätig.
Die studierte Kommunikationswissenschaftlerin wollte immer schon in ein Kreativunternehmen. Jetzt ist sie selber eines: Martina Karulle (32) hat sich mit einem Modegeschäft selbstständig gemacht. Mit ihrer „Kunststätte Fashion“in der Bahnhofstraße in Klagenfurt ist sie eines von 18.535 Ein-Personen-Unternehmen (EPU) in Kärnten.
Alles arme Schlucker, die in die Selbstständigkeit gezwungen wurden? Mit dem Vorurteil gegen EPU räumt jetzt eine Studie von KMU Forschung Austria auf. Unzufriedenheit im Angestellten-Job, Wunsch nach flexibler Arbeitszeit und Selbstverwirklichung sind Motive, die die Gruppe in Kärnten seit 2006 um 20 Prozent größer werden ließ. EPU machen 53 Prozent al- ler Kärntner Unternehmen aus. 30 Prozent von ihnen haben zwischen 10.000 und 20.000 Euro Nettoeinkommen im Jahr, 15 Prozent machen mehr als 100.000 Euro Jahresumsatz.
EPU sind keine „Branche“: Unter ihnen sind Fußpfleger, Sportfotografen, IT-Ingenieure, Kunsthandwerker. „Drei Viertel sind hauptberuflich Unternehmer“, berichtet Sylvia Gstättner, Vizepräsidentin der Kärntner Wirtschaftskammer und selbst Gründerin eines EPUs. Jedes vierte EPU ist nebenberuflich tätig. Diese Gruppe der „hybriden Unternehmer“gewinnt an Bedeutung: Es sind Lehrer, die als Ingenieur arbeiten; Landwirte, die auch Versicherungsagent sind. Größer wird auch die Gruppe der Senioren, die in der Pension selbstständig weiterarbeiten, etwa als Sachverständiger. Sie
heben das EPUDurchschnittsGründungsalter von derzeit 41 Jahren.
EPU sind auch international tätig. Der Finkensteiner Klaus Aichinger etwa exportiert Maschinenersatzteile nach Saudi-Arabien, die Klagenfurter Nama GesmbH liefert Hopfen nach Russland. Gstätter und Kärntens EPU-Beauftragter Herwig Draxler wünschen sind mehr steuerliche Begünstigungen für die Einzelunternehmer. Und, dass sie keine doppelte Versicherung zahlen müssen. „Krank werden kann man ja auch nur ein Mal.“