Der sehbehinderte Vater von Asterix
Albert Uderzo machte Comics in breiten Kreisen salonfähig.
Wir kennen das Phänomen von Hund und Herrl: Mit den Jahren werden sich die beiden immer ähnlicher. Gleiches gilt auch für die Franzosen und ihre beliebtesten Comic-Helden. Zumindest wenn es nach deren Schöpfer Albert Uderzo geht. Je älter er werde, umso mehr Parallelen entdecke er zwischen seinem gallischen Dorf und dem heutigen Frankreich, beklagte der 90-Jährige in einem Interview. Vor allem der politische Trend, sich einzuigeln und zu beschimpfen, ähnle zunehmend dem Verhalten seiner streitlustigen Gallier, die bekanntlich voller Neurosen sind, bis hin zur Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Nur vor den Römern („Die spinnen ...“) haben die dank eines Zaubertranks unbesiegbaren Barbaren keinerlei Respekt. Das haben Asterix und Obelix in bisher 36 Abenteuern bewiesen.
Als der italienischstämmige Zeichner gemeinsam mit Autor René Goscinny den ersten „Asterix“-Band aus der Taufe hob, war man vom heutigen Erfolg noch weit entfernt. Nur wenige Leser interessierten sich für ihr gallisches Widerstandsnest, das als Gegenentwurf zum weltoffenen Entenhausen gelten darf. Rund 60 Jahre später hält die Comic-Reihe bei einer Auflage von 370 Millionen Stück. Und es werden schon im Herbst, wenn die beiden Nachfolger Didier Conrad und Jean-Yves Ferri Band 37 herausbringen, um etliche Millionen mehr sein.
Dass auch Uderzo nicht frei von Angst und Streitlust ist, bewies der rotgrünblinde Le-Pen-Kritiker zuletzt in mehreren Gerichtsprozessen, u. a. gegen seine eigene Tochter, die er als Verlagschefin entlassen hatte. Mit ihr hat er sich mittlerweile versöhnt. Und wohl auch mit den Franzosen, die am Sonntag mit klarer Mehrheit gegen die Verschlumpfung ihres Landes stimmten.