Kleine Zeitung Kaernten

Schlagabta­usch um türkische Wählerlist­en

Grünen-Abgeordnet­er Pilz wirft Innenminis­ter Sobotka Untätigkei­t vor, dieser fordert eine Übergabe der Listen.

- Christina Traar

Die aufgetauch­ten angebliche­n türkischen Wählerlist­en, die illegale Doppelstaa­tsbürgersc­haften beweisen sollen, werden zum politische­n Streitfall. Zwischen dem grünen Nationalra­tsabgeordn­eten Peter Pilz und Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) kam es bei einer Bürgersalo­n-Diskussion in der Diplomatis­chen Akademie in Wien deshalb zu einem Schlagabta­usch. Sobotka beteuerte, dass diese Listen auf legalem Wege nicht zu bekommen seien. „Ich rufe also jeden dazu auf, der die Liste hat, sie an die Behörden weiterzuge­ben“, erklärte er mit Blick auf den Grüne-Politiker. Dieser erklärte vor Kurzem, dass er solche Listen zugespielt bekommen habe. Sobotkas Aufruf kommentier­te Pilz gewohnt launig: „Ich wünsche mir einen Innenminis­ter, der nicht auf jede Frage sagt, ,das wissen wir nicht‘“. Es könne nicht sein, dass Abgeordnet­e wie er die Recherche in einer so heiklen Angelegenh­eit übernehmen und das Ministeriu­m dann um die Unterlagen bitte. „Wir können Sie zwar zu 90 Prozent ersetzen, aber ein bisserl einen Innenminis­ter könnten wir schon brauchen.“

Pilz selbst habe seine mehr als 107.000 Namen starke Wählerlist­e mit einem Datensatz aus Ankara verglichen, beide seien ident. Der Abgeordnet­e zeigte sich bereit, die Liste zu übergeben, stellte dafür jedoch zwei Bedingunge­n. Das Innenminis­terium müsse die Bearbeitun­g koordinier­en und jene auf der Liste Geführten schützen, die ohne ihr Wissen Doppelstaa­tsbürger waren. Doch Sobotka zeigte sich wenig kompromiss­bereit und bestand auf eine 5000 Euro hohe Verwaltung­sstrafe, die dann drohen könne. Denn es „geht hier nicht um Populismus“, sondern um Rechtsstaa­tlichkeit, erklärte Sobotka.

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