Mode an der Moldau: Prag ist anziehender, als man glaubt.
Warum Prag auch das Modeherz höherschlagen lässt: ein Besuch in Tschechiens Hauptstadt abseits von Karlsbrücke und anderen Sehenswürdigkeiten.
Etwas Positives vorweg: Sightseeing und Bummeln müssen sich in Prag nicht ausschließen. Denn das Modeviertel, in dem viele Boutiquen von tschechischen Designern vertreten sind, ist nur wenige Minuten zu Fuß von der beeindruckenden Karlsbrücke oder dem Rathausplatz entfernt. Somit lässt sich beim Flanieren durch Tschechiens Hauptstadt sowohl ein Blick auf die architektonisch schönen Seiten werfen als auch einer in die zum Teil bunten, manchmal glitzernden oder minimalistisch gestalteten Schaufenster der ansässigen Designer.
Der Ursprung des in der Altstadt gelegenen Modeviertels liegt aber erst zehn Jahre zurück, als die „Butik Klára Nademly´nská“, die erste Boutique mit luxuriöser Prêt-àporter-Mode in Prag, eröffnet Die Anzahl der Boutiquen ist mittlerweile angewachsen. So laden die Kleider von „Blanka Matragi“direkt unter dem Pulverturm zum Träumen ein. 2003 erhielt die Designerin sogar den Preis „Bedeutendste tschechische Frau weltweit“.
Die Erzeugnisse der Designer sind dabei alles andere als einheitlich. Auf die Arbeit mit kräftigen Farben und den Mix unterschiedlicher Materialien wie Seide, Leder oder Wolle hat sich Natali Ruden spezialisiert. Minimalistisch und funktionell mag es etwa Denisa Nova, eine der führenden tschechischen Designerinnen. Und das Duo Chatty arbeitet seit zwölf Jahren hauptsächlich mit DenimStoffen und lässt sich von Subkulturen inspirieren. Heuer waren es etwa boliviawurde.
nische Wrestlerinnen. „Weil sie graziös, elegant, stark und wütend sind“, sagt Radka Sirkova, die mit Anna Tuskova Chatty gründete.
Die beiden präsentierten ihre Kollektion heuer auch auf der „Mercedes Benz Prague Fashion Week“. Neben Berlin, New York und einigen Städten mehr ist Prag seit einigen Jahren ein Standort der weltweit bekannten Modewoche. Vorgestellt werden die neuesten Kollektionen tschechischer und slowakischer Designer, wie in diesem Jahr von LaFormela, Miro Sabo oder Daniela Peˇsková.
Doch es ist nicht nur die gegenwärtige Mode, die fasziniert. Die Erzählungen aus der Geschichte sind nicht weniger spannend und spiegeln zugleich ein Stückchen die Historie des Landes wider. So hat die „Mutter der tschechischen Mode“, Hana Podolská, 1908 ihren Salon eröffnet, der nach dem Ersten Weltkrieg zu einem luxuriösen Modehaus wurde. Zu ihrer Kundschaft zählten Schauspielerinnen, aber auch die Präsidentengattin Hana Beneˇsová. Während des Sozialismus wurde der Salon jedoch zur Kleiderfabrik, Podolská selbst zur Verkäuferin, die 1954 entlassen wurde. Sie verstarb 1972 einsam und verarmt.