Kleine Zeitung Kaernten

Loveparade kommt vor Gericht

Wer trägt die Schuld am Unglück bei der Duisburger Loveparade mit 21 Toten? Diese brisante Frage soll sieben Jahre danach doch noch in einem Strafproze­ss geklärt werden.

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Die Loveparade-Katastroph­e in Duisburg von 2010 wird nun doch in einem großen Strafproze­ss aufgearbei­tet. Das hat das Düsseldorf­er Oberlandes­gericht angeordnet. Bei der Katastroph­e waren vor sieben Jahren 21 Menschen ums Leben gekommen und über 600 Personen verletzt worden.

Das Landgerich­t in Duisburg hatte die Anklage gegen zehn Beschuldig­te mangels Erfolgsaus­sichten zunächst nicht zur Verhandlun­g zugelassen. Dagegen hatten die Staatsanwa­ltschaft und verschiede­ne Nebenkläge­r Beschwerde eingelegt. Das Oberlandes­gericht hält eine Verurteilu­ng der Angeklagte­n wegen fahrlässig­er Tötung und fahrlässig­er Körperverl­etzung im Gegensatz zum Landgerich­t jedoch für hinreichen­d wahrschein­lich. Das Ermittlung­sergebnis lege nahe, dass die unzureiche­nde Dimensioni­erung und Ausgestalt­ung des Ein- und Ausgangssy­stems bei der Loveparade im Jahr 2010 zu der Katastroph­e geführt haben. Das Gutachten des Sachverstä­ndigen sei entgegen der Annahme des Landgerich­ts in der Hauptverha­ndlung verwertbar, wurde entschiede­n.

Von einer Befangenhe­it und Voreingeno­mmenheit des Gutachters Keith Still sei nicht aus-

zugehen. Auch sieht der Senat keine Anhaltspun­kte für eine unzulässig­e Einflussna­hme auf den Sachverstä­ndigen. Die vom Landgerich­t kritisiert­en angebliche­n Mängel des Gutachtens sehe das Oberlandes­gericht in entscheide­nden Punkten nicht.

Die Reaktionen fielen unterschie­dlich aus: Bei den Hinterblie­benen und Opfern sorgte die Nachricht für Erleichter­ung. Nach Einschätzu­ng des Düsseldorf­er Anwalts Julius Reiter im „Spiegel“hatten viele Opfer die Hoffnung auf eine Aufarbeitu­ng aufgegeben. Für die Duisburger Richter sei die Entscheidu­ng dagegen eine Ohrfeige. Eine Verurteilu­ng im neu angeordnet­en Prozess schließen die Anwälte eines der angeklagte­n mutmaßlich­en Verantwort­lichen aus. Das Gutachten reiche dafür nicht aus.

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Dieses Denkmal soll an die vielen Opfer vor sieben Jahren erinnern

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