Der Kampf ist ihre Kunst
Carina Karnicar (20) lernt Kung Fu in China und gewann jetzt dort als einzige Europäerin eine Gold-Medaille.
D ie junge Bad Eisenkapplerin war bereits früh von China fasziniert. Mit 15 zog Carina Karnicar für ein Auslandsjahr nach Peking und lernte dort die Sprache. Nach der Matura am Alpen-Adria-Gymnasium in Völkermarkt entschied sie sich, eine Kung Fu-Schule in der Provinz Shandong zu besuchen, in der ehemalige Shaolin-Mönche unterrichten. Nun sorgte sie für eine Sensation: Als einzige Europäerin erkämpfte sie sich bei einem großen Wettkampf eine Gold- und eine Silbermedaille.
„Ich war schon immer sportlich und kam daher mit einer guten Basis nach China, wo ich anfing, Kung Fu zu lernen“, erzählt die 20-Jährige. Der Tag beginnt für sie bereits kurz vor 5 Uhr, denn ab 6 Uhr fängt das Training mit den Kung FuMeistern an. Mit Pausen wird bis 18 Uhr trainiert. „Seitdem ich mit der chinesischen Kampfkunst angefangen habe, gibt es keinen einzigen Tag, an dem mir ein Körperteil oder Muskel nicht wehtut. Man gewöhnt sich aber daran und lernt, über seine Grenzen hinauszugehen“, erzählt sie.
Der jungen Kärntnerin steht ein vier Quadratmeter kleines Einzelzimmer zur Verfügung. „Das Dorf, in dem meine Schule ist, würde man im Westen wahrscheinlich als Slum bezeichnen. Kaum jemand hat ein Auto, im Winter werden die wenigen Schneeschaufeln im ganzen Dorf geteilt, Kleidung wird von mindestens drei Personen ausgetragen. Trotzdem sind die Leute zufrieden und freundlich“, sagt Karnicar, der es sehr gut in China gefällt. „Meine Leidenschaft für Kung Fu und meine Liebe zu China wird mein Leben lang ein wichtiger Teil von mir sein“, sagt sie. Zu schaffen mache ihr aber manchmal die schlechte Luftqualität: „Ich verbringe viele meiner Wochenenden in den Städten, wo die Luft meistens sehr schlecht ist. Es nervt auch etwas, wenn die Chinesen ständig mit mir als blonder Ausländerin ein Foto machen wollen.“
Ende Mai wird Karnicar an weiteren Wettbewerben teilnehmen. „Wenn es mit den Medaillen so weiter geht und es sich mit meinen Ersparnissen finanziell ausgeht, dann würde ich gerne mindestens noch ein Jahr weiter trainieren“, sagt sie. Ihr Trainer Wang Gang, der für sie mittlerweile wie ein Vater geworden ist, ist auch überzeugt, dass sie das Zeug hätte, selbst in der Schule zu unterrichten. Nach ihrer Zeit in China könnte sich Karnicar vorstellen, Polizistin zu werden oder Sinologie (Chinakunde) und Sport zu studieren.