Kleine Zeitung Kaernten

Der Kampf ist ihre Kunst

Carina Karnicar (20) lernt Kung Fu in China und gewann jetzt dort als einzige Europäerin eine Gold-Medaille.

- Von Daniela Grössing

D ie junge Bad Eisenkappl­erin war bereits früh von China fasziniert. Mit 15 zog Carina Karnicar für ein Auslandsja­hr nach Peking und lernte dort die Sprache. Nach der Matura am Alpen-Adria-Gymnasium in Völkermark­t entschied sie sich, eine Kung Fu-Schule in der Provinz Shandong zu besuchen, in der ehemalige Shaolin-Mönche unterricht­en. Nun sorgte sie für eine Sensation: Als einzige Europäerin erkämpfte sie sich bei einem großen Wettkampf eine Gold- und eine Silbermeda­ille.

„Ich war schon immer sportlich und kam daher mit einer guten Basis nach China, wo ich anfing, Kung Fu zu lernen“, erzählt die 20-Jährige. Der Tag beginnt für sie bereits kurz vor 5 Uhr, denn ab 6 Uhr fängt das Training mit den Kung FuMeistern an. Mit Pausen wird bis 18 Uhr trainiert. „Seitdem ich mit der chinesisch­en Kampfkunst angefangen habe, gibt es keinen einzigen Tag, an dem mir ein Körperteil oder Muskel nicht wehtut. Man gewöhnt sich aber daran und lernt, über seine Grenzen hinauszuge­hen“, erzählt sie.

Der jungen Kärntnerin steht ein vier Quadratmet­er kleines Einzelzimm­er zur Verfügung. „Das Dorf, in dem meine Schule ist, würde man im Westen wahrschein­lich als Slum bezeichnen. Kaum jemand hat ein Auto, im Winter werden die wenigen Schneescha­ufeln im ganzen Dorf geteilt, Kleidung wird von mindestens drei Personen ausgetrage­n. Trotzdem sind die Leute zufrieden und freundlich“, sagt Karnicar, der es sehr gut in China gefällt. „Meine Leidenscha­ft für Kung Fu und meine Liebe zu China wird mein Leben lang ein wichtiger Teil von mir sein“, sagt sie. Zu schaffen mache ihr aber manchmal die schlechte Luftqualit­ät: „Ich verbringe viele meiner Wochenende­n in den Städten, wo die Luft meistens sehr schlecht ist. Es nervt auch etwas, wenn die Chinesen ständig mit mir als blonder Ausländeri­n ein Foto machen wollen.“

Ende Mai wird Karnicar an weiteren Wettbewerb­en teilnehmen. „Wenn es mit den Medaillen so weiter geht und es sich mit meinen Ersparniss­en finanziell ausgeht, dann würde ich gerne mindestens noch ein Jahr weiter trainieren“, sagt sie. Ihr Trainer Wang Gang, der für sie mittlerwei­le wie ein Vater geworden ist, ist auch überzeugt, dass sie das Zeug hätte, selbst in der Schule zu unterricht­en. Nach ihrer Zeit in China könnte sich Karnicar vorstellen, Polizistin zu werden oder Sinologie (Chinakunde) und Sport zu studieren.

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Carina Karnicar gewann bei einem Wettbewerb in China (unten) Medaillen in Tai Chi (Gold) und beim Kampf mit den Hakenschwe­rtern (Silber)KK
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