Kleine Zeitung Kaernten

Aus dem Land der Unwissenhe­it

Nordkorea ist abgeschirm­t. Ein seltener Einblick in ein Land der Traurigkei­t.

- Ingo Hasewend

E s gibt wenig, was aus dem abgeschirm­ten Reich von Diktator Kim Jong-un nach draußen dringt. Natürlich sind da Drohungen des wirr wirkenden jungen Machthaber­s aus Nordkorea, seine Raketentes­ts und Nuklearver­suche und die martialisc­hen Bilder des kommunisti­schen Staats- und Parteichef­s, der wie sein Vater und Großvater abgöttisch verehrt wird. Es gibt auch Fotos und einige erste Reiseberic­hte von ausländisc­hen Besuchern in das stalinisti­sch geführte Eremitenla­nd, doch niemand kann sich außerhalb der streng bewachten Gruppentou­ren bewegen, kann mit normalen Menschen sprechen und bekommt sehr viel mehr zu sehen als die (für nordkorean­ischen Verhältnis­se) glänzende Seite in Pjöngjang und einige wenige natürliche Sehenswürd­igkeiten. Das Land ist nach außen und nach innen abgeriegel­t, von jeglichem Einfluss abgeschirm­t und ebenso vom Informatio­nsfluss nach außen. Immer wieder gelingt allerdings seit der großen Hungerskat­astrophe Anfang der 90er-Jahre, als der Ostblock zusammenbr­ach und sich damit die Hilfsliefe­rungen aus den sozialisti­schen Bruderländ­ern auf null reduzierte­n, einigen Nordkorean­ern die Flucht. Eine von ihnen ist die junge Frau Yeonmi Park. Ihre Fluchtgesc­hichte wurde 2015 erstmals bekannt und wurde nun noch einmal überarbeit­et als Taschenbuc­h in deutscher Übersetzun­g neu herausgege­ben. Es ist ein bewegendes Buch, das einen tiefen Einblick in das Alltagsleb­en gewährt. Es enthält erschütter­nde Details, die in diesem Umfang noch nie erzählt wurden und die Autorin zu einer wichtigen Stimme für ihre weiterhin vom Regime im Land gefangen gehaltenen ehemaligen Landsleute weltweit gemacht haben. Yeonmi Park erzählt aber nicht nur über das traurige, manchmal auch schöne Leben in Nordkorea, sondern auch über jenes Leid, das Männern und Frauen, die die Flucht über die Grenze wagen, in ihrem ersten Fluchtland China droht. Ihre Worte rühren zutiefst an, ihr Erzählstil ist eindrückli­ch. Die Fakten sind schlicht erschütter­nd. Es gibt noch wenig Literatur über Nordkorea, schon deshalb ist das Buch Pflichtlek­türe.

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Yeonmi Park. Meine Flucht aus Nordkorea. Goldmann, 320 Seiten, 10,30 Euro (Taschen- buch), 20,60 (Hardcover)

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