Eine fragwürdige Ehre
Den Ausstieg aus dem Eurofighter-System darf sich auch Norbert Darabos auf die Fahnen heften. Jetzt könnte Österreich erstmals eine echte Luftraumüberwachung bekommen.
Nicht einmal im Eurofighter-U-Ausschuss ist Norbert Darabos so vorgeführt worden wie gestern an seiner ehemaligen Wirkungsstätte in der Roßauer Kaserne. Dabei mussten LuftstreitkräfteKommandant Karl Gruber und der amtierende Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil den Namen des Abwesenden nicht einmal in den Mund nehmen. Die Botschaft war auch so klar: In der Konfiguration, wie die 15 Abfangjäger nach dem „Darabos-Vergleich“2007 nach Österreich geliefert wurden, sind sie für ihren eigentlichen Auftrag unbrauchbar.
Dass der abgespeckte AustroFighter in der Nacht keine Ziele identifizieren kann und der Pilot einem womöglich feindlich gesinnten Gegenüber relativ schutzlos ausgeliefert wäre, ist freilich seit 2007 bekannt. Nur so offen ansprechen durfte man das lange nicht. Auch dass man mit der Tranche 1 ein Auslaufmodell des Jets einkaufte und mit dem Verzicht auf eine doppelsitzige Variante die Pilotenausbildung verkomplizierte, war nie ein Geheimnis.
Doch genau diese Argumente führt der SPÖ-Heeresminister jetzt mit ins Treffen, um sich des in der Partei so verhassten Fluggeräts zu entledigen. Sollte Doskozils Plan tatsächlich aufgehen – vollziehen müssen ihn künftige Regierungen –, dann hätte Darabos durch seinen Hinterzimmer-Deal tatsächlich den Grundstein zum Ausstieg gelegt. Eine fragwürdige Ehre.
Ob die völlige Neuaufstellung der Luftraumüberwachung tatsächlich dem Steuerzahler auf lange Sicht Milliarden erspart, wie uns der aktuelle Heereschef weismachen will, lässt sich derzeit seriös kaum überprüfen. Die den Journalisten vorgelegten Kalkulationen beruhen auf Schätzungen, zu viele Fragen sind noch offen. Vor allem: Welcher Flugzeugtyp wird jetzt gekauft? Und was passiert mit unseren Eurofightern? Letztlich werden wohl noch Generationen von Rechnungshofprüfern damit beschäftigt sein, eine transparente Bilanz zu liefern.
Dennoch hat die „Zerschlagung des gordischen Knotens“, wie ein hoher Militär die nun präsentierte Lösung nannte, eine richtungsweisende Dimension. Wie noch kein SPRessortchef zuvor bekennt sich Doskozil deutlich zur Luftraumüberwachung durch eigene Kräfte. Im künftigen System sollen die Flieger erstmals auch rund um die Uhr und mit der notwendigen Ausrüstung und Bewaffnung aufsteigen, bei Bedarf jederzeit mit Überschall. Dass derzeit tagsüber ein immens hoher Aufwand betrieben wird, während die aktive Luftraumüberwachung ab Sonnenuntergang komplett ruht, ist ja nur eine von vielen Paradoxien. ieser Fähigkeitszuwachs sollte auch die fliegende Truppe milde stimmen. Sie hat ja unter dem Zickzackkurs ihrer politischen Führung am meisten gelitten. Dass es die Piloten und Techniker draufhaben, sich binnen kurzer Zeit auf neues Gerät einzustellen, haben sie schon bewiesen. Vor allem der pannenfreie Wechsel vom Uralt-Draken zum modernen Eurofighter brachte den heimischen Luftstreitkräften international viel Anerkennung.
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