Kleine Zeitung Kaernten

EZB könnte den Fuß vom Gas nehmen

Der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erzählt in Wien, was bald der Geldflut folgen sollte.

- Claudia Haase

Die Elferfrage kann und darf Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank und Mitglied des EZB-Rats, nicht beantworte­n: Wann und wie die Europäisch­e Zentralban­k den Ausstieg aus ihrer extrem expansiven Geldpoliti­k einleitet.

EZB-Beobachter erwarten die Antwort spätestens im Herbst. Seit Wochen werden Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi und EZB-Ratsmitgli­edern in diese Richtung interpreti­ert. Weidmann positionie­rte sich bei einer Podiumsdis­kussion mit Nationalba­nk-Gouverneur Ewald Nowotny und Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling in Wien so: Die gute Wirtschaft­serholung erlaube, dass man den Fuß etwas vom Gas nehmen könne. „Keine Vollbremsu­ng“, betonte er ausdrückli­ch – was kein abruptes Ende der im Moment noch enormen Anleihenkä­ufe durch die EZB in Höhe von 60 Milliarden Euro monatlich bedeuten würde. Wendepunkt könnte der Jahreswech­sel sein. Beim Start des Programms wurde die Laufzeit bis mindestens Ende 2017 ausgelegt.

Weidmann war als einziger EZB-Rat eindeutig gegen das „Notfallpro­gramm“und will so schnell wie möglich eine geordnete Rückkehr zur geldpoliti­schen Normalität. Auf der anderen Seite stehen die Vertreter jener Länder, die angesichts hoher Schulden gerne länger vom billigen Geld und den Nullzinsen profitiere­n möchten. „Die Reformbere­itschaft der Länder hat arg nachgelass­en“, so Weidmann. Dass nun schon über Jahre der regulieren­de Marktmecha­nismus außer Kraft gesetzt sei, dass sich Länder mit soliden Staatsfina­nzen besser finanziere­n können, kritisiert der ehemalige Berater der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU). Er plädiert für eine Institutio­n, die unabhängig von der EU-Kommission die Haushaltse­ntwicklung der einzelnen Länder überwache. Um das zu enge Band von Staaten und Banken zu lösen, sollten Banken künftig nicht nur Kredite an Private mit Eigenkapit­al unterlegen müssen, sondern auch Staatsanle­ihen. Für die Entprivile­gierung von Staatsanle­ihen werden bereits neue Instrument­e, Safe Bonds, überlegt. Im Gegensatz zu den sehr umstritten­en „Eurobonds“sollen bei den Safe Bonds keinesfall­s alle Schulden „in einem Topf“landen.

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Bundesbank-Präsident Jens Weidmann

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