„Echt lästig, diese Gauner“
Christoph Ammann hat in den letzten 30 Jahren fünf Millionen MotorsportTickets verkauft. Nur Betrüger quälen.
Christoph Ammann sitzt in Spielberg im SauberMotorhome. Auf einen Kaffee. Sein Handy läutet. Er meldet sich mit Namen und lauscht gespannt. „Die Delegation aus Bahrain ist schon da? Gut, wir treffen uns in 20 Minuten“, sagt der 56-jährige Knittelfelder. „Bahrain will für sein Formel-1-Rennen den Kartenabsatz verdoppeln. Ich soll dafür Ideen liefern“, erklärt der Chef der Firma „Grand Prix Ticket“.
Christoph Ammann versteht sein Geschäft. In den letzten 30 Jahren hat seine Agentur weltweit fünf Millionen Tickets an den Motorsport-Fan gebracht. Heuer sollten es rund 200.000 werden. Die Formel 1 boomt zudem wieder. „Für das Rennen Ende August im belgischen Spa gingen 24.000 Karten an die Max-Verstappen-Fans nach Holland“, erzählt Ammann. Und der ÖsterreichGP? „Ich bin hier nicht der einzige Anbieter. Aber im Vergleich zum Vorjahr dürften wir den Verkauf verdreifachen.“
Dass es mit der Formel 1
heuer wieder bergauf geht, hat Ammann bereits zu Jahresbeginn gespürt. „Im Vorjahr wurde die Formel 1 oft schlechtgeredet. Doch für dieses Jahr ha- ben die Fans gewusst: Die Autos werden wieder lauter, aggressiver und schneller. Die Stimmung für die Königsklasse war wieder positiv. Motto: Da tut sich wieder was, da kann man hingehen – und damit ist die Nachfrage nach Karten sprunghaft angestiegen.“
Christoph Ammann fand für seine Anliegen bei Bernie Ecclestone immer ein offenes Ohr. Hat sich der Rückzug
des Formel-1-Zampanos auf sein Kartengeschäft ausgewirkt? „Ein wenig. Auf der Ecclestone-Homepage war ein Link zu meiner Agentur. Den gibt es jetzt nicht mehr. Aber ich möchte betonen, dass die Zusammenarbeit mit den neuen Formel-1-Besitzern, Liberty Media, bestens funktioniert. Die sind sehr an Erfahrungen aus der Praxis interessiert. Für mich gibt es dadurch sogar einige Verbesserungen.“
Was Amman quält?
Vielleicht Kartenfälscher? „Gefälschte Karten sind in den letzten Jahren überhaupt kein Thema mehr. Das ganze System ist zu sicher. Sorgen machen Internetbetrüger. Echt lästig, diese Gauner. Mit gestohlenen Kreditkarten wird im Jahr 200 bis 300 Mal versucht, bei mir Karten zu kaufen. Im Schnitt fünf Stück. Wir haben ein eigenes Com- puterprogramm und einen Experten installiert, um hier vorzubeugen. Im Vorjahr sind mir einige Gauner durchgerutscht. Heuer ist das aber zum Glück noch keinem gelungen“, erzählt Ammann, der auch eine Sicherheitsfirma (CAM-Security) besitzt. 300 Mann hat er hier in Spielberg im Einsatz.
Dass Ammann nichts dagegen hätte, die Anzahl der Formel-1-Rennen zu erhöhen, ist verständlich. „Ich glaube, die WM würde ohne Probleme 25 Läufe vertragen.“Was er aber gerne ändern würde? „Die Formel 1 gehört wieder einfacher gemacht. Es kann nicht sein, dass man 30 Leute braucht, um einen Boliden zu starten. Wenn 200 Mann die Renndaten online in einer Fabrik verfolgen, ist das auch nicht zielführend. Für den Fan wäre es lustiger, dass ein Auto stehen bleibt, wenn es Probleme hat.“