„Die Feuerwehr steht in der Auslage“
Am Mittwoch beginnt in Villach die Feuerwehr-Olympiade. Für Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin eine gute Gelegenheit, das Kärntner Feuerwehrwesen zu erklären.
Das Großereignis des Jahres steht bei der Kärntner Feuerwehr vor der Tür. Sind sie schon nervös?
RUDOLF ROBIN: Wir sind gerade in der Chaos-Phase (lacht). Wir haben kompletten Hochbetrieb. Die Katastrophenhilfszüge aus dem ganzen Land sind abwechselnd seit Tagen in Villach im Einsatz, um die Infrastruktur für die 234 Teams aus der ganzen Welt aufzubauen.
Wo werden die 3500 Teilnehmer untergebracht, wie werden sie verpflegt?
In den Villacher Schulen wurden am Freitag die Zeugnisse verteilt, jetzt stehen dort Feldbetten des Roten Kreuzes. In jeder Klasse sind Gruppen untergebracht. Die Verpflegung erfolgt in der Villacher Stadthalle. Dort, wo sonst Eishockey gespielt wird, erhalten 3500 Teilnehmer ein Frühstück, ein Mittagessen und ein Abendessen.
Was erwarten Sie von dieser Mega-Veranstaltung für die Kärntner Feuerwehr?
Die Marke „Feuerwehr“profitiert ungemein. Man weiß ja nicht, wann es so etwas in Österreich wieder geben wird. Das letzte Mal war 1985 in Vöcklabruck. Jetzt stehen wir in der Auslage. Man spürt, dass die Feuerwehr-Olympiade in Kärnten ein Thema ist. Auch das ein Mehrwert: Die Marke „Feuerwehr“steht in der Öffentlichkeit.
Hilft das, Nachwuchs zu finden?
Ich glaube schon, dass sich die Begeisterung der Teilnehmer bei der Feuerwehr-Olympiade auf Jugendliche überträgt. Und wir haben ohnehin ein spezielles Projekt, mit dem wir Kinder für die Feuerwehr begeistern. Ein paar bleiben übrig. Das ist dann unser Nachwuchs.
Gibt es Probleme mit dem Nachwuchs für die Feuerwehr?
Noch nicht. Aber wir müssen auf der Hut sein. Das Gesellschaftsleben hat sich verändert, auch im ländlichen Bereich. Bei vielen Jugendlichen ist sogar die Freizeit streng getaktet. Da bleibt wenig Zeit übrig. Und viele zieht es wegen der Ausbildung oder Jobs in die Stadt. Das spüren wir natürlich.
Wie groß ist der Anteil Jugendlicher und von Frauen?
Von 20.000 aktiven Feuerwehrlern sind 1200 Jugendliche und 700 Frauen. Tendenz steigend. In Kärnten haben wir mit der Jugendfeuerwehr später angefangen. Dort liegt der Anteil der Mädchen aber bei 20 Prozent.
Wie gut sind die Frauen in der Feuerwehr integriert?
Ich erinnere mich daran, wie man früher gedacht hat, dass Frauen nur im Innendienst zum Einsatz kommen werden. Aber es ist ganz anders gekommen. Unsere Frauen greifen alles an! Sie sind genauso mit Atemschutzgeräten unterwegs wie bei anderen harten Einsätzen.
Mit der Technik verändern sich die Anforderungen. Was bedeutet das für die Ausbildung?
Feuerwehrleute müssen heute viel mehr wissen. Zum Beispiel bei Unfällen. Früher gab es nur Benzin- oder Dieselautos, Heute fahren auf unsren Straßen auch Hybrid-, E- und Gas-Fahrzeuge. Die Taktik ist bei den unterschiedlichen Typen ganz anders. Gleiches gilt bei Bränden. Neben den normalen Häusern gibt es Niedrigenergie- und Passivhäuser. Auch da braucht es jeweils eine andere Taktik.
Dafür gibt es die Feuerwehrschule. Wie gut sind die Kurse da besucht?
Pro Jahr kommen über 5000 Leute in die Feuerwehrschule. Das heißt, fast jeder dritte Feuerwehrmann lässt sich einmal im Jahr ausbilden. Es ist halt nicht mehr damit getan, bei einem Einsatz den Schlauch auszulegen.
Was sind weitere Schwerpunkte der Kurse?
Ein wichtiger Bereich ist die Psychologie. Bei Unfällen gibt es oft schreckliche Bilder. Da muss ein Kommandant wissen: Wen lass ich dazu? Die Kameraden werden nach solchen harten Einsätzen besser betreut als früher. Und dann gibt es natürlich die sozialen Medien. Da ist die Versuchung groß, schnell Bilder ins Netz zu stellen. Da müssen die jungen Kameraden lernen, auf den Persönlichkeitsschutz Rücksicht zu nehmen. Da sind wir stark dahinter.
Für die neuen technischen Herausforderungen braucht man neue „Werkzeuge“. Die sind oft teuer. Lässt sich das finanzieren?
Derzeit wird evaluiert, ob unsere Fahrzeuge und Geräte noch dem Gefahrenpotenzial entsprechen. Wir müssen natürlich in den Gemeinden Synergien nutzen. Nicht jede der 399 Freiwilligen Feuerwehren muss alles haben. Aber ich bin schon der Meinung, dass jede Ortsfeuerwehr ein Kleinlöschfahrzeug und die wichtigste Grundausstattung haben soll. Das ist wichtig für einen raschen Einsatz.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Feuerwehr-Olympiade in Villach.
Danke. Jetzt wär mir manchmal lieber, dass alles schon vorbei ist. Wir hoffen natürlich, dass das Wetter passt. Dass wir nicht zu viele Einsätze haben. Aber es gibt ja eine Bischofsmesse. Da hoffen wir auf Segen von oben.