Kleine Zeitung Kaernten

Mit Pragmatism­us in den Atomkonfli­kt

Südkoreas Präsident sucht das direkte Gespräch mit Nordkorea.

- Finn Mayer-Kuckuk, Seoul

Südkoreas Wähler haben sich im Mai klar für einen gemäßigten und pragmatisc­hen Präsidente­n entschiede­n. Der 64-jährige Moon Jae-in von der Demokratis­chen Partei hält es für unverantwo­rtlich, dass die Vorgängerr­egierung unter Präsidenti­n Park Geun-hye Nordkorea nicht an der Entwicklun­g der Atombombe gehindert hat. Um Pjöngjang zur Abrüstung zu motivieren, seien Dialog und direkte Verhandlun­gen nötig, sagte er im Wahlkampf, der vom Atomkonfli­kt dominiert wurde. Nun hat er sein Angebot an den Norden konkretisi­ert. Schon Freitag soll es die ersten Gespräche seit drei Jahren geben – wenn Pjöngjang zustimmt.

Als Jusstudent musste Moon ins Gefängnis, weil er an Demos gegen Diktator Park Chung-hee teilnahm. Vor seiner Zeit in der Politik hat er als Anwalt Menschenre­chtsfälle übernommen. Im Wahlkampf hat er seine Mobilnumme­r öffentlich gemacht, um Transparen­z zu demonstrie­ren. Die Wähler haben ihm daraufhin 125.000 Kurznachri­chten mit Regierungs­vorschläge­n geschickt. Moon steht mehr als seine Vorgänger für einen volksnahen, basisdemok­ratischen Stil. Kritiker werfen ihm aber zu große gedanklich­e Nähe zum Norden vor. Er war ein enger Mitarbeite­r von Präsident Roh Moo-hyun, der sich von 2003 bis 2008 in nie da gewesener Weise an den Norden annäherte, Machthaber Kim Jong-il persönlich traf, Verständni­s für die Entwicklun­g von Atombomben zeigte und einen Anti-US-Kurs fuhr. Moons Haltung ist weniger radikal. Er befürworte­t die Militärprä­senz und auch das Raketenabw­ehrsystem THAAD. „Wir müssen vor allem das Problem des Atomprogra­mms angehen, das der Grund dafür ist, dass wir THAAD überhaupt brauchen.“Die aggressive Haltung Kims nannte er allerdings „inakzeptab­el“.

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Moon Jae-in gewann die Präsidente­nwahl mit fast 20 Prozentpun­kten Vorsprung

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