Anlaufstelle für heikle Themen
In Kärnten gibt es 400 legale Sexdienstleisterinnen. Cornelia Robin steht ihnen als Beraterin zur Seite.
Trotz Bemühungen sind die Arbeitsbedingungen für legale Sexdienstleisterinnen in Kärnten oft noch erschreckend. Die Arbeit der rund 400 Frauen wird auch durch bürokratische Hürden und tagtägliche Diskriminierung erschwert. So scheiden sich die Geister schon bei der Regelung, ob Sexarbeiterinnen ihre Tätigkeit selbstständig oder unselbstständig verrichten dürfen.
„Es gibt zwar eine verpflichtende Sozialversicherung, diese wird aber nicht kontrolliert bzw. weigern sich Sozialversicherungsträger, die Frauen zu versichern“, weiß Michaela Slamanig vom Referat für Frauen und Gleichbehandlung des Landes Kärnten.
es dringend eine klare Regelung: „So wären die Frauen abgesichert und eine adäquate Gesundheitsvorsorge wäre gewährleistet.“Erschwerend komme hinzu, dass die Frauen Sex-Studios nicht selbst betreiben dürfen. „Eine Änderung würde ihre Autonomie fördern und eine effektive Maßnahme gegen Ausbeutung darstellen“, sagt Slamanig.
Laut Kärntner Prostitutionsgesetz müssen sich Sexdienstleisterinnen alle sechs Wochen im jeweiligen Gesundheitsamt einem Check unterziehen. Seit fast einem Jahr treffen sie dort auf Cornelia Robin, die als Kärntens erste mobile Beraterin für Sexdienstleisterinnen ein offenes Ohr hat.
Die 27-Jährige unterstützt die Frauen in allen Belangen, vorwiegend bei Versicherungsund Steuerangelegenheiten. „Die wenigsten wissen zum Beispiel, dass sie bei einem Verdienst von mehr als 15.000 Euro im Jahr eine Registrierkasse haben müssen“, sagt die Hermagorerin, die bisher 452 Beratungen durchgeführt hat – anonym versteht sich. Auch Geschlechtskrankheiten, Verhütung oder Deutschkurse seien immer wieder Themen.
der Frauen stamme aus Rumänien und Ungarn, aber auch aus der Dominikanischen Republik, Bulgarien, Nigeria und Asien. Da wenige von ihnen Englisch sprechen, hat Robin einen Rumänischkurs gemacht. „Ansonsten verwenden wir ein Video-Dolmetschprogramm“, sagt die Psychologin, die im Auftrag des Frauenbüros Villach seit einem Jahr in ganz Kärnten unterwegs ist.
Da die Sexdienstleisterinnen von Woche zu Woche in ein anderes Bundesland reisen, sieht Robin die Frauen nur unregelmäßig. Dennoch haben sich ihr bereits einige anvertraut: „Manche haben Gewalt und Kriminalität erfahren. Sofern es die Betroffenen wollen, schalten wir das Landeskriminalamt ein und arbeiten eng mit anderen Institutionen zusammen.“
Falls gewollt, unterstützt Robin die Frauen bei einem Ausstieg. „Manchen fällt es anfangs schwer, sich den Lohn über einen Monat hinweg einzuteilen oder sich an geregelte Arbeitszeiten zu gewöhnen.“Die meisten der Sexarbeiterinnen denken aber nicht ans Aufhören, weiß Robin. Sie hätten sich bewusst dafür und gegen schlechter bezahlte Alternativen entschieden. „Viele schicken einen Teil des Lohnes in die Heimat zu ihren Familien“, sagt Robin, deren Job eben erst um ein weiteres Jahr verlängert worden ist.