Heißblütige Herzdame mit kalter Schulter
Die Bregenzer Festspiele eröffnen heute auf der Seebühne mit Georges Bizets „Carmen“, am Freitag auch im ORF zu sehen.
Die Liebe ist ein wilder Vogel, den kein Mensch jemals zähmen kann ...“
Mit der berühmten „Habanera“zeigt die heißblütige Carmen ihren Verehrern die kalte Schulter. Die Femme fatale aus der Zigarettenfabrik in Sevilla wird Unglück bringen, nicht nur über den an der launischen Herzdame entflammten Soldaten Don José und andere, sondern am Ende auch über sich selbst.
„Wie wahrhaftig, aber wie unmoralisch!“, hatte sich nach der Uraufführung von Georges Bizets „Carmen“in Paris ein Kritiker empört. Und auch das Publikum konnte mit der ersten Volksoper, die realistisch das Arbeitermilieu schilderte, zunächst nichts anfangen. Als der Vierakter ein paar Monate später von Wien aus in einer neuen Fassung direttissimo auf die Siegerstraße einbog, war der französische Komponist, der übrigens selbst nie in Spanien war, mit erst 36 Jahren schon an Herzversagen gestorben.
Längst ist „Carmen“eine der beliebtesten und meistgespielten Opern weltweit. Ab heute ist sie auch auf der Bregenzer Seebühne zu sehen. Dort ragen zwei riesige Frauenhände und scheinbar fliegende Spielkarten in den Himmel über dem Bodensee – eine Idee der britischen Ausstatterin Es Devlin, die unter anderem die Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2012 in London gestaltete. Für die Neuinszenierung zeichnet der Däne Kasper Holten verantwortlich, Paolo Carignani steht am Pult der Wiener Symphoniker. Nach der montägigen Generalprobe gab es für Gaëlle Arquez (Carmen), Martin Muehle (Don José), Kostas Smoriginas (Escamillo) & Co bei Kaiserwetter heftigen Applaus.
Den 72. Bregenzer Festspielen, geleitet von der früheren Grazer Opernintendantin Elisabeth Sobotka, scheint der wirtschaftliche Erfolg sicher zu sein: Alle 28 „Carmen“-Vorstellungen“sind ebenso ausverkauft wie die drei Aufführungen von Gioachino Rossinis „Moses in Ägypten“im Festspielhaus.