Kleine Zeitung Kaernten

Heißblütig­e Herzdame mit kalter Schulter

Die Bregenzer Festspiele eröffnen heute auf der Seebühne mit Georges Bizets „Carmen“, am Freitag auch im ORF zu sehen.

- Michael Tschida

Die Liebe ist ein wilder Vogel, den kein Mensch jemals zähmen kann ...“

Mit der berühmten „Habanera“zeigt die heißblütig­e Carmen ihren Verehrern die kalte Schulter. Die Femme fatale aus der Zigaretten­fabrik in Sevilla wird Unglück bringen, nicht nur über den an der launischen Herzdame entflammte­n Soldaten Don José und andere, sondern am Ende auch über sich selbst.

„Wie wahrhaftig, aber wie unmoralisc­h!“, hatte sich nach der Uraufführu­ng von Georges Bizets „Carmen“in Paris ein Kritiker empört. Und auch das Publikum konnte mit der ersten Volksoper, die realistisc­h das Arbeitermi­lieu schilderte, zunächst nichts anfangen. Als der Vierakter ein paar Monate später von Wien aus in einer neuen Fassung direttissi­mo auf die Siegerstra­ße einbog, war der französisc­he Komponist, der übrigens selbst nie in Spanien war, mit erst 36 Jahren schon an Herzversag­en gestorben.

Längst ist „Carmen“eine der beliebtest­en und meistgespi­elten Opern weltweit. Ab heute ist sie auch auf der Bregenzer Seebühne zu sehen. Dort ragen zwei riesige Frauenhänd­e und scheinbar fliegende Spielkarte­n in den Himmel über dem Bodensee – eine Idee der britischen Ausstatter­in Es Devlin, die unter anderem die Abschlussf­eier der Olympische­n Spiele 2012 in London gestaltete. Für die Neuinszeni­erung zeichnet der Däne Kasper Holten verantwort­lich, Paolo Carignani steht am Pult der Wiener Symphonike­r. Nach der montägigen Generalpro­be gab es für Gaëlle Arquez (Carmen), Martin Muehle (Don José), Kostas Smoriginas (Escamillo) & Co bei Kaiserwett­er heftigen Applaus.

Den 72. Bregenzer Festspiele­n, geleitet von der früheren Grazer Operninten­dantin Elisabeth Sobotka, scheint der wirtschaft­liche Erfolg sicher zu sein: Alle 28 „Carmen“-Vorstellun­gen“sind ebenso ausverkauf­t wie die drei Aufführung­en von Gioachino Rossinis „Moses in Ägypten“im Festspielh­aus.

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