Augenblicke Die Geheimwaffe Ihrer Majestät
Jede Handlung nuanciert, nie dem festgelegten Prozedere entkommend und dabei von einem royalen, strahlenden Glanz, der die Massen begeistert: Der fünftägige Besuch von Prinz William und Herzogin Kate in Polen und Deutschland kam einem fein getakteten politischen Balanceakt gleich, der die vom britischen Königshaus gewünschten Bilder lieferte. Ob volksnah Hände schüttelnd vor dem Brandenburger Tor, folkloristisch Brezeln backend in Heidelberg oder strategisch beim Treffen mit Angela Merkel: Das als Geheimwaffe der Majestät geltende Paar sollte just zu dem Zeitpunkt, als die zweite Runde der BrexitVerhandlungen eingeläutet wurde, mit einer ausgemachten Charme-Offensive – unter bildkräftiger Beteiligung der Kinder George (4) und Charlotte (2) – für integrative Stabilität sorgen. Eine Reise als geschickter Schachzug, auf ausdrücklichen Wunsch des britischen Außenministeriums. Und ein emotionaler Gegenentwurf zu den aktuellen und den zu befürchtenden Trennungszerwürfnissen mit Zentraleuropa. Royaler Glanz und familiäre heile Welt anstelle des bitteren Kampfes um Brexit-Scheidungsmodalitäten.
Nichts wurde dem Zufall überlassen: Schon am ersten Tag ihrer DeutschlandVisite suchten William und Kate das Holocaust-Mahnmal in Berlin auf. Ein Ort, der an das fundamental Spaltende erinnert und dabei die Notwendigkeit des zukünftigen Gemeinsamen unterstreicht. Momente der Nähe und Distanz, eingefangen von einem Fotografen aus respektvollem Abstand. Mit Würde und Respekt wandelten William und Kate zwischen den Beton-Stelen, die in den letzten Jahren deutliche Risse bekommen haben. Zerfallen werden sie deswegen nicht. Die Botschaft: Selbst wenn wir die Europäische Union verlassen, Großbritannien wird immer ein Teil Europas sein.
Als die royalen Familienmitglieder am Ende der Reise in ihr Flugzeug stiegen, drehten sie sich nicht mehr zu den Fotografen um. Ihre Mission ist erledigt, ihre Mission ist geglückt.