„Wir hatten Angst, es war so nah“
Autofahrer schildern Brand im Oswaldibergtunnel, loben Einsatzkräfte, aber fragen, wie man sich in solchen Fällen richtig verhält. Der wichtigste Tipp: Nie zum Handy greifen!
Bevor ihre Kabel in den Flammen schmolzen, hielt die Überwachungskamera noch unglaubliche Szenen fest: Obwohl aus seinem zum Campingbus umgebauten Kleintransporter schon dichter Rauch aufstieg, behielt ein Wiener am Samstag vor einer Woche im Oswaldibergtunnel auf der Tauernautobahn bei Villach die Nerven. Er steuerte das Fahrzeug 1,2 Kilometer vor dem Westportal in eine Pannenbucht und versuchte den Brand mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen, während seine Beifahrerin Alarm schlug.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich rund 200 Fahrzeuge hinter dem brennenden Campingbus im Tunnel. In einem EMail, das sie später an die Hauptfeuerwache Villach geschrieben hat, schildert Alexandra Schmidt, eine Urlauberin aus Nordrhein-Westfalen, die bangen Minuten an einem der stärksten Reisetage des Jahres: „Kinder fingen an zu schreien. Wir hatten Angst, es war so nah! Dann hat uns ein Mann mit Warnweste gesagt, dass wir umdrehen sollten. Wir sind unbeschadet rausgekommen.“Die Deutsche lobt die Sicherheitsvorkehrungen: „Der Rauchabzug hat super funktioniert. Aufgefallen ist uns aber, dass wir und viele andere nicht wissen, wie man sich in einer solchen Situation verhalten muss.“
Zuallererst gilt,
wenn man selbst Betroffener ist: Holen Sie nie über das Handy Hilfe, sondern verwenden Sie immer die in Tunnels im Abstand von 125 Metern angebrachten Notrufknöpfe und -telefone! Das gilt auch auf Autobahnen. „In der Zentrale wissen wir dann sofort, wo der Unfall passiert ist. Bei Notrufen über das Handy muss das oft erst mühsam herausgefunden werden, weil viele Lenker nicht wissen, wo sie sind“, sagt Asfinag-Regionalleiter Hannes Zaussnig.
Wer sich im Stau hinter einer Unfallstelle im Tunnel befindet, sollte die Rettungsgasse bilden, im Auto bleiben und einen Sender mit Verkehrsfunk einschalten. „Wir nutzen diese Frequenzen für Durchsagen“, erklärt
Thomas Nessel, Experte für Tunnelsicherheit bei der Asfinag. Ein Appell aller Einsatzkräfte, wenn man die Aufforderung zum Verlassen des Fahrzeugs erhält: Lassen Sie das Auto bitte offen und den Schlüssel stecken!
So weit kam es im insgesamt 4,3 Kilometer langen Oswaldibergtunnel nicht. Polizei und Feuerwehr lotsten die Autos über die Querschläge – das sind 14 zum Teil sogar von Bussen und Lkw befahrbare Verbindungsstollen – in die zweite Tunnelröhre. „Die allermeisten Lenker haben sich vorbildlich verhalten“, berichten Harry Geissler und Kurt Petschar, die Kommandanten der für den Tunnel zuständigen Hauptfeuerwache Villach und FF Töplitsch. Zu Schaden kamen nur der Campingbus und ein Teil der Tunnelwand.