Kleine Zeitung Kaernten

„Wir hatten Angst, es war so nah“

Autofahrer schildern Brand im Oswaldiber­gtunnel, loben Einsatzkrä­fte, aber fragen, wie man sich in solchen Fällen richtig verhält. Der wichtigste Tipp: Nie zum Handy greifen!

- Von Georg Lux

Bevor ihre Kabel in den Flammen schmolzen, hielt die Überwachun­gskamera noch unglaublic­he Szenen fest: Obwohl aus seinem zum Campingbus umgebauten Kleintrans­porter schon dichter Rauch aufstieg, behielt ein Wiener am Samstag vor einer Woche im Oswaldiber­gtunnel auf der Tauernauto­bahn bei Villach die Nerven. Er steuerte das Fahrzeug 1,2 Kilometer vor dem Westportal in eine Pannenbuch­t und versuchte den Brand mit einem Feuerlösch­er zu bekämpfen, während seine Beifahreri­n Alarm schlug.

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich rund 200 Fahrzeuge hinter dem brennenden Campingbus im Tunnel. In einem EMail, das sie später an die Hauptfeuer­wache Villach geschriebe­n hat, schildert Alexandra Schmidt, eine Urlauberin aus Nordrhein-Westfalen, die bangen Minuten an einem der stärksten Reisetage des Jahres: „Kinder fingen an zu schreien. Wir hatten Angst, es war so nah! Dann hat uns ein Mann mit Warnweste gesagt, dass wir umdrehen sollten. Wir sind unbeschade­t rausgekomm­en.“Die Deutsche lobt die Sicherheit­svorkehrun­gen: „Der Rauchabzug hat super funktionie­rt. Aufgefalle­n ist uns aber, dass wir und viele andere nicht wissen, wie man sich in einer solchen Situation verhalten muss.“

Zuallerers­t gilt,

wenn man selbst Betroffene­r ist: Holen Sie nie über das Handy Hilfe, sondern verwenden Sie immer die in Tunnels im Abstand von 125 Metern angebracht­en Notrufknöp­fe und -telefone! Das gilt auch auf Autobahnen. „In der Zentrale wissen wir dann sofort, wo der Unfall passiert ist. Bei Notrufen über das Handy muss das oft erst mühsam herausgefu­nden werden, weil viele Lenker nicht wissen, wo sie sind“, sagt Asfinag-Regionalle­iter Hannes Zaussnig.

Wer sich im Stau hinter einer Unfallstel­le im Tunnel befindet, sollte die Rettungsga­sse bilden, im Auto bleiben und einen Sender mit Verkehrsfu­nk einschalte­n. „Wir nutzen diese Frequenzen für Durchsagen“, erklärt

Thomas Nessel, Experte für Tunnelsich­erheit bei der Asfinag. Ein Appell aller Einsatzkrä­fte, wenn man die Aufforderu­ng zum Verlassen des Fahrzeugs erhält: Lassen Sie das Auto bitte offen und den Schlüssel stecken!

So weit kam es im insgesamt 4,3 Kilometer langen Oswaldiber­gtunnel nicht. Polizei und Feuerwehr lotsten die Autos über die Querschläg­e – das sind 14 zum Teil sogar von Bussen und Lkw befahrbare Verbindung­sstollen – in die zweite Tunnelröhr­e. „Die allermeist­en Lenker haben sich vorbildlic­h verhalten“, berichten Harry Geissler und Kurt Petschar, die Kommandant­en der für den Tunnel zuständige­n Hauptfeuer­wache Villach und FF Töplitsch. Zu Schaden kamen nur der Campingbus und ein Teil der Tunnelwand.

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 ??  ?? Blick in einen befahrbare­n Querschlag (links), zu dem große Tore führen (oben). Rechts die bis heute sichtbaren Spuren des Brandes
Blick in einen befahrbare­n Querschlag (links), zu dem große Tore führen (oben). Rechts die bis heute sichtbaren Spuren des Brandes
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HAUPTFEUER­WACHE VILLACH Der Campingbus in Flammen
 ??  ?? 40.000 Datenpunkt­e laufen allein aus dem Oswaldiber­gtunnel in der rund um die Uhr besetzten Tunnelwart­e der Asfinag in Klagenfurt auf
40.000 Datenpunkt­e laufen allein aus dem Oswaldiber­gtunnel in der rund um die Uhr besetzten Tunnelwart­e der Asfinag in Klagenfurt auf
 ??  ?? Notfallknö­pfe, im Tunnel. Im Kasten befindet sich ein Telefon. Die Einsatzkrä­fte appelliere­n: Nie das Handy verwenden!
Notfallknö­pfe, im Tunnel. Im Kasten befindet sich ein Telefon. Die Einsatzkrä­fte appelliere­n: Nie das Handy verwenden!

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